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Kultur: Als der Krieg zu Ende war

Harald Martensteins Romandebüt „Heimweg“

Es beginnt mit einer Szene, wie es sie Anfang der fünfziger Jahre nur zu oft in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland gegeben hat. Ein Mann kehrt aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück, und am Bahnhof wehen die Luftballons, spielt eine Kapelle Walzermelodien, hält der Bürgermeister eine Rede und schüttelt Hände. Die Freude aber hält sich in Grenzen, bei den Heimkehrern wie bei den Daheimgebliebenen. Bei den einen ist die Zeit stehen geblieben, bei den anderen das Leben weitergegangen.

Harald Martenstein, Autor des Tagesspiegels, erzählt in „Heimweg“, seinem heute erscheinenden ersten Roman (C. Bertelsmann, München 2007, 220 Seiten, 18 €), von so einem Heimkehrer, der frei von Illusionen ist. „Er kam ohne Hoffnung zurück, ohne Schwung und mit einer schlechten Meinung von der deutschen Obrigkeit. Schön war er auch nicht mehr.“ Aber Joseph, so heißt Martensteins Held, versucht sich wieder zurechtzufinden, merkt aber auch, dass seine Frau Katharina nicht unbedingt auf ihn gewartet hat. Sie betreibt mit ihrer Schwester eine Nachtbar, und in dieser lässt sie sich von den Gästen nicht nur zum Trinken einladen: Wenn die Kasse stimmt, ist sie auch bereit zu mehr. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf.

„Heimweg“ spielt in Mainz, Martensteins Geburtsort. Es ist ein Roman über Menschen in Zeiten des Wirtschaftswunders, ohne dass diese daran partizipieren, ein Roman über die Geister der Vergangenheit und die falschen Versprechungen der Zukunft: „Seiner Ansicht liefen die Dinge deswegen nicht gut, weil wir übers Ohr gehauen wurden, andauernd, wir werden betrogen, wir dürfen einfach nicht hochkommen.“ Tsp

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