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Kultur: Als die Bühne laufen lernte

Wie kam der Monitor auf die Bühne? Elektronische Bilder sind im Schauspiel und im Tanz (und auch in der Oper) längst eine Banalität – und allüberall.

Wie kam der Monitor auf die Bühne? Elektronische Bilder sind im Schauspiel und im Tanz (und auch in der Oper) längst eine Banalität – und allüberall. Jüngere Menschen, die erst seit fünf oder zehn Jahren Theateraufführungen besuchen, kennen es kaum anders. Selbst Peter Stein mochte anno 2000 in seinem Traditions-„Faust“ nicht auf Videoprojektionen verzichten.

Ein internationales Phänomen. Anfang der neunziger Jahre, als die New Yorker Wooster Group mit „Brace up!“ auch in Deutschland tourte, war es noch eine Sensation. Tschechow, verschnitten mit TV-Soaps. Die katalanischen Performance-Matadore von La Fura dels Baus konfrontierten das Publikum mit einer gewaltigen Videowand, auf der man – zum Schein – zu sehen bekam, was auf der anderen Seite vor sich ging: wilde Prügelszenen. Das waren Pioniergeschichten. Inzwischen ist das einst neue Medium voll integriert, mit stets verfeinerter Technik.

Die Ästhetik der Berliner Volksbühne lässt sich ohne Kamera und Monitor nicht mehr vermitteln. Frank Castorf und der Videokünstler Jan Speckenbach haben ganze Aufführungsserien (Dostojewski, Bulgakow, Tennessee Williams) zusammen gedreht. René Pollesch und Stefan Pucher arbeiten grundsätzlich mit dem zweiten Gesicht. Videonauten wie Chris Kondek (für Meg Stuart) und Philipp Bussmann (für William Forsythe) sind im Grunde Co-Choreografen des zeitgenössischen Tanzes. Es gibt durchaus auch eine elektronische Materialermüdung. Aber das Video wird im Theater bleiben – wie das Mikrofon, der Lichtcomputer und die Rockmusik. R. S.

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