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Kultur: Am Anfang war das Brett

Panorama (2): „For the Living and the Dead“

Eine Holzleiste. Ein Feuerzeug. Ein ausgebranntes Autowrack. Manche Geschichten erzählen sich besser über Dinge. Gerade wenn es um tiefe Gefühle geht. Die Leiste wollte Jaakoo (Hannu-Pekka Björkman) am Fußboden befestigen, als es passierte. Am Tag danach verschwindet sie im Schrank, wie eine offene Wunde klafft seitdem die Lücke im Wohnzimmer-Laminat. Das Feuerzeug lag auf der Ablage an der Windschutzscheibe, und irgendwie hat es den Wagen in Brand gesetzt. Der jüngste Sohn der Familie ist dabei ums Leben gekommen. Ein halbes Jahr später kauft Jaakoo im Supermarkt noch einmal ein solches Feuerzeug, hält die Hand zehn lange Sekunden in die Flamme, weil er wissen will, wie sich das anfühlt, wenn man verbrennt. „Eläville ja kuolleille“ (For the Living and the Dead) des finnischen Regisseurs Kari Paljakka ist ein Film über Schmerz, über Trauer, über einen unvorstellbaren Verlust.

Nachdem der vierjährige Matti vor den Augen der Eltern im Auto verbrannt ist, versucht die Familie vergeblich, in ihr Leben zurückzufinden. Die Mutter kapselt sich ein, während der Vater mühsam die Familienroutine aufrecht erhält und von Schuldgefühlen zerfressen wird. Ein Tag nach dem Unfall setzt die Erzählung ein, die sich auf die seelischen Vernarbungsprozesse konzentriert. „For the Living and the Dead“ ist ein Film, der einen durch seine emotionale Genauigkeit absorbiert. Die Bilder sind hell und klar, Paljakka verzichtet auf düster-sentimentale Effekte. Auch wenn den Figuren keine klassische Katharsis vergönnt ist, wenigstens die Holzleiste wird am Ende verschraubt. Ein Anfang, von dem aus sich das Leben wieder öffnen kann.

Heute, 17 Uhr (International); morgen, 22.45 Uhr (Cinestar 8); 18.2., 19 Uhr (Zoo-Palast); 19.2., 11.30 Uhr (Cinemaxx)

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