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Kultur: Am Ural spurlos verschwunden

"Spuren" heißt ein Gemälde-Zyklus des Hannoveraner Künstlers Wolfgang Tiemann, der jetzt im Rahmen einer Ausstellungstournee in der Berliner Galerie Deschler gezeigt werden sollte.Doch die Bilder sind nicht eingetroffen.

"Spuren" heißt ein Gemälde-Zyklus des Hannoveraner Künstlers Wolfgang Tiemann, der jetzt im Rahmen einer Ausstellungstournee in der Berliner Galerie Deschler gezeigt werden sollte.Doch die Bilder sind nicht eingetroffen.Sie befinden sich irgendwo zwischen Perm am Ural, wo sie zuletzt in der Staatlichen Kunstgalerie zu sehen waren, und Moskau, von wo sie nach Berlin geflogen werden sollten.Es habe in Perm Schwierigkeiten bei der Verladung der großformatigen Werke gegeben, die mit etwa einer halben Million DM versichert sind, so daß sich der Abtransport um drei Wochen verzögerte, heißt es.Die etwa 61 Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen, die in drei großen Kisten verpackt sind, messen bis zu zwei mal drei Meter und erfordern besondere Transportbedingungen.So müssen sie auf bewachten Lastwagen nach Moskau geschafft werden und besondere Zollgenehmigen erhalten.

"Es sei das erste Mal", sagt Karl-Heinz Ziesow, Koordinator für Kulturaustausch des Landes Niedersachsen, "daß eine Ausstellung von diesem Ausmaß floppt.Wenn Institutionen wie das Goethe-Institut, das deutsche Konsulat und eine Staatliche Kunstgalerie daran beteiligt sind, müßte man annehmen dürfen, daß die festglegten Termine eingehalten werden können."

Der deutsch-russische Kulturaustausch ist nach wie vor ein schwieriges Terrain.So beschränkt sich die Kooperation bislang meist auf kleinere Projekte, die persönlich eingerichtet werden können."Wir haben in den letzten Jahren mehrfach Anstrengungen unternommen, um in Rußland zuverlässige Partner für einen Kulturaustausch zu finden, und wir hatten Erfolg", erklärt Ziessow.Die Bemühungen werden jedoch erschwert durch die enormen Distanzen, die mangelhafte Infrastruktur und rigide Behörden, durch die sich einfachste Vorgänge stark verzögern.Es gebe Gesetze und Mentalitäten, die man selbst mit bestem Willen nicht überwinden könne, meint der Künstler.

Die vermißten Tiemann-Werke sollten in Berlin sechs Wochen lang gezeigt werden.Stattdessen werden die Besucher vor leeren Wänden stehen und das Versprechen der Ausstellungsmacher, die Bilder zu beschaffen, für die Tat nehmen.Solange geht die "Spuren"-Suche weiter.

Galerie Deschler, Augusstraße 61, bis 19.September; "Eröffnung" heute 20 Uhr.

KAI MÜLLER

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