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American Academy: Luft und Laune

Michael Naumann begrüßt die Frühjahrs-Fellows der American Academy: 14 Akademiker, Schriftsteller und Künstler, die für ein Semester in Berlin an ausgewählten Projekten arbeiten können.

Am Anfang gibt es ein Wiedersehen mit einem alten Freund des Hauses. Zwölf Jahre nachdem Michael Naumann – damals Kulturstaatsminister, heute designierter Chef der Zeitschrift „Cicero“ – die ersten „Berlin Prize“-Stipendiaten der American Academy empfangen hatte, spricht er erneut die Begrüßungsworte. Dieses Mal für die Fellows des Frühjahrs 2010: 14 Akademiker, Schriftsteller und Künstler, von denen sich am Mittwochabend zwölf im Haus der Akademie am Wannsee vorstellten. Naumann habe schon hinter der Institution gestanden, als diese noch „a Luftschloss“ war, sagt Gary Smith, der Direktor der Academy.

Für die Amerikaner, die nun für ein Semester in Berlin an ausgewählten Projekten arbeiten können, fasst Naumann die aktuellen deutschen Befindlichkeiten kurz zusammen: vom Holocaust-Gedenken und der Sorge um die Staatsverschuldung bis zur Debatte über den Afghanistankrieg. Er hoffe, so Naumann, auf einen Austausch der Ideen und darauf, dass die Stipendiaten Deutschland und Berlin in den nächsten Monaten kennenlernen können.

Manche haben damit schon begonnen. Der Fotograf Camilo José Vergara aus New York etwa erzählt, wie er mit seiner Kamera durch Neukölln und Wedding gezogen sei. Er will amerikanische Ghettos mit ärmeren Stadtteilen in Deutschland vergleichen. Holtzbrinck-Fellow Peter Wortsman, Schriftsteller, Übersetzer und ebenfalls aus New York, beschäftigt sich wiederum mit Kafkas Vorgängern und der deutschen Tradition düsterer Literatur. Charles Marsh, Professor für Religionswissenschaft an der Universität Virginia, wird in Berlin an seiner Biografie über den Theologen Dietrich Bonhoeffer arbeiten, der Kunsthistoriker Jeffrey Chipps Smith von der Universität Texas unter anderem an einem Buch über Albrecht Dürer. Ebenfalls zur Frühjahrsrunde gehören der Künstler Michael Queenland, der Komponist Andrew J. Norman, die Schriftstellerin Amy Waldman, der Journalist Alexander Star vom „New York Times Magazine“, Juraprofessor David Abraham aus Miami, die Literaturwissenschaftler Francisco Goldman, Leonard Barkan und Janet Gezari sowie Sunil Khilnani, Direktor des Südasien-Instituts an der Johns Hopkins University.

Für Judith Wechsler von der TuftsUniversität, die nicht nur Expertin für französische Malerei des 19. Jahrhunderts, sondern auch Filmemacherin ist, wird der Aufenthalt in Deutschland eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie. Sie dreht einen Film über ihren Vater Nahum N. Glatzer, einen jüdischen Gelehrten, der einst an der Uni Frankfurt lehrte, aber 1938 vor den Nazis fliehen musste.Björn Rosen

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