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Kultur: An der Front

stimmt sich auf den 60. Jahrestag des Kriegsendes ein In wenigen Wochen schon werden vermutlich auch die gutwilligsten Zeitgenossen bei der medialen Erwähnung des Kriegsendes schnell zum nächsten Werbeblock weiterzappen.

stimmt sich auf den 60. Jahrestag des Kriegsendes ein In wenigen Wochen schon werden vermutlich auch die gutwilligsten Zeitgenossen bei der medialen Erwähnung des Kriegsendes schnell zum nächsten Werbeblock weiterzappen. Insofern ist die große „Als der Krieg zu Ende war“-Filmreihe des Zeughaus-Kinos mit ihrem frühen Auftakt klug terminiert. Und auch cineastisch lässt man sich durchaus etwas einfallen. Für diese Woche wären zwei rare Filme zu benennen, die die Endkampfereignisse paritätisch aus sowjetischer und aus US-amerikanischer Perspektive beleuchten: Während Juli Raismans kurz nach der Eroberung aus dem Material von 38 Frontberichterstattern zusammengeschnittene Dokumentation des Sturms auf Berlin mittlerweile zum gern zitierten dokumentarischen Klassiker Berlin avanciert ist, hat Samuel Fuller seine 1980 entstandenen Episoden der legendären Ersten US-Infanteriedivision The Big Red One dramatisch auf eigenen Kriegserlebnissen aufgebaut. Erst im vergangenen Jahr wurde der Film in einer rekonstruierten Fassung neu herausgebracht, die heute, morgen und am Sonntag in der Originalfassung zu sehen ist. „Berlin“ läuft ebenfalls heute, am Sonnabend und Sonntag.

Andere Kriege sind längst nicht zu Ende. Einen der blutigsten führt die ehemalige Rote Armee seit Jahrzehnten im kaukasischen Osten des Landes – es ist ein in der offiziell gesteuerten russischen Öffentlichkeit weitgehend verschwiegener Konflikt. Seit gerade einem Jahr gibt es in Berlin mit dem Krokodil in der Greifenhagener Straße ein Kino, dass sich ausschließlich dem russischen Film verschrieben hat. Zum Jubiläum diese Woche wurde das Festival-Festivalej St. Petersburg zu einigen Sonderprogrammen eingeladen, die zeigen, dass russischen Filmemachern und -vermittlern das Thema Tschetschenien durchaus auf der Seele brennt. Walerij Todorowskijs Mein Stiefbruder Frankenstein (2004) erzählt von der Rückkehr des verdrängten Krieges ins Herz des friedlichen Mittelstands-Russland. Es sind nicht kaukasische Terroristen, die die Verstörung in die bürgerlichen Wohnstuben tragen, sondern die in den Kampf gesandten Söhne des Landes, die nach ihrer Rückkehr aus der Gemeinschaft der Wohlanständigen verstoßen werden (Donnerstag und Sonnabend im Original mit englischen Untertiteln).

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