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Kultur: Andrzej Wajda: Der Mann aus Stahl

Über den Herzinfarkt hinweg hat er 1999 seinen bisher erfolgreichsten Film gemacht - erfolgreich in Polen. Dort hat "Pan Tadeusz", nach dem polnische Nationalepos von Adam Mickiewicz, die Zuschauerrekorde aller Zeiten gebrochen.

Über den Herzinfarkt hinweg hat er 1999 seinen bisher erfolgreichsten Film gemacht - erfolgreich in Polen. Dort hat "Pan Tadeusz", nach dem polnische Nationalepos von Adam Mickiewicz, die Zuschauerrekorde aller Zeiten gebrochen.

Polen ist immer das Hauptthema des Offizierssohns gewesen, dessen Vater zu den 4500 polnischen Offizieren gehörte, die von den Sowjets in den Wäldern von Katyn ermordet wurden. Auch wenn er einen grandiosen "Danton" in Frankreich gedreht hat und hierzulande eine weniger überzeugende "Liebe in Deutschland", hat er sich von seiner Heimat nie getrennt - außer in den Jahren des Kriegszustands.

Da hatte Wajda die Herrschenden mit seinen Meisterwerken "Der Mann aus Marmor" und "Der Mann aus Eisen" schon ausreichend provoziert - zwei Recherche-Filmen, in deren Mittelpunkt sich ein Stachanow-Malocher zum selbstbewussten Protagonisten des Proletariats entwickelt. Für den "Mann aus Eisen" hatte Wajda die Goldene Palme in Cannes bekommen, und dort auch hatte 1957 seine internationale Karriere begonnen. "Der Kanal" hieß der Film vom aussichtslosen Kampf der Untergrundarmee in den Trümmern Warschaus.

Schon hier eher am italienischen Neorealismus als am sozialistischen Realismus orientiert, findet Wajda mit "Asche und Diamant" (1958) zu einer Filmsprache, die den Realismus der Handlung mit der Symbolkraft der Bilder überhöht. Maciek, ein Soldat der nationalpolnischen Armee, tötet am letzten Kriegstag einen kommunistischen Funktionär - und verendet, selbst tödlich verwundet, auf einer Mülldeponie. Gespielt wird er von Zbigniew Cybulski, dem polnischen James Dean; wenige Jahre später wird Cybulski, auch darin seinem Vorbild treu, bei einem Unfall sterben.

Wajda, selbst ein Malocher vor dem Herrn, ist stets wandlungsfähig geblieben. Neben der Filmarbeit inszenierte er immer wieder am Theater, in Danzig und Warschau, am "Teatr Stary" in Krakau, in Moskau, Zürich und in Berlin. Aus dem Theater entstand 1972 der Film "Die Hochzeit" nach dem gleichnamigen Stück von Stanislaw Wyspianski, einem der Wortführer des literarischen Polens des 19.Jahrhunderts.

"Die Hochzeit" ist ähnlich, nahezu unübersetzbar, grund-polnisch und romantisch, wie "Birkenhain" und "Die Mädchen von Wilko" impressionistische Licht- und Luftgebilde sind. In diesen Filmen zeigt sich, dass der junge Wajda Maler hatte werden wollen, ehe er in Lodz, an einer der ersten Filmhochschulen Europas, das Filmemachen lernte. Auf Lodz kam er später noch einmal zurück mit "Das gelobte Land": Barock und überbordend von Opulenz, ist der Film dem abenteuerlichen Kapitalismus in der Textilindustrie gewidmet.

Nach dem Sieg der Solidarnósc ließ Wajda sich, engagiert und entflammt für die neue Entwicklung, in den Senat wählen. Doch auch das war vorübergehend - so wie alles, dem er sich zugewandt hatte, der Vergänglichkeit geschuldet war. Für sein Lebenswerk ist er letztes Jahr mit dem Oscar ausgezeichnet worden.

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