zum Hauptinhalt

Angedrohte Budgetkürzungen: Israelische Künstler protestieren gegen Kulturministerin Regev

Etatkürzungen und Zensur: In Israel protestieren Künstler gegen die harte Linie der neuen rechtsgerichteten Regierung. Sie drohen mit einem Streik aller Kultureinrichtungen.

Mehr als 2000 israelische Künstler haben eine Petition wegen „antidemokratischer Schritte“ gegen die neue Kulturministerin Miri Regev unterzeichnet: „Wir hoffen aus ganzem Herzen, dass Israel sich nicht in ein Land verwandelt, in dem Künstler, die offen ihre Meinung sagen, auf eine ,schwarze Liste’ gesetzt werden“.

In Jaffa, südlich von Tel Aviv, fanden sie sich mit anderen führenden Vertretern der Kulturszene zusammen, um über Reaktionen auf die harte Linie der neuen rechtsgerichteten Regierung im Kulturbereich zu diskutierten. Der künstlerische Leiter des Jerusalemer Chan-Theaters, Michael Gurewitsch, erntete bei der Zusammenkunft tosenden Applaus mit dem Vorschlag, im Falle von Zensur mit einem "Streik aller israelischer Kultureinrichtungen" zu reagieren. Dies würde Israels internationalem Ansehen schaden, warnte er die Regierung.

Andere wie der prominente Anwalt Eli Sohar, der im Vorstand des Gescher-Theater sitzt, rief zum Dialog mit der neuen Kulturministerin Miri Regev auf. Der Theaterschaupieler Oded Kottler verglich Israelis, die bei der Parlamentswahl im März für die Likud-Partei von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gestimmt hatten, mit "Vieh". Sie riskierten, dass Israel sich zu einem Land entwickle, in dem die Kultur zum Schweigen gebracht werde.

Regev drohte wiederholt mit Budgetkürzungen

Regev, die zum rechten Rand der konservativen Likud-Regierung gehört, hatte wiederholt mit Budgetkürzungen von Kultureinrichtungen gedroht, sollten diese Israel in schlechtem Licht darstellen. „Ich kann entscheiden, wohin das Geld geht, etwa dass alles Geld nur in die Peripherie und nach Judäa und Samaria (Westjordanland) geht“, sagte Regev nach Medienberichten. Vergangene Woche drohte sie, einem arabisch-jüdisches Kindertheater den Geldhahn zuzudrehen, wenn es sich weigere, in den von Israel besetzten Gebieten im Westjordanland zu spielen.

Weiter angeheizt wurde die Debatte von Bildungsminister Naftali Bennett. Der Chef der nationalreligiösen Partei Jüdisches Heim hatte vergangene Woche entschieden, das Theaterstück "Parallelzeit" des arabischen Theaters Almidan (Der Platz) aus Haifa von der Liste der Stücke zu streichen, deren Aufführungen in Schulen vom Bildungsministerium gefördert werden.

Damit setzte er sich über die gegenteilige Empfehlung einer Expertenkommission hinweg. Das Stück basiert auf einer Erzählung, die der arabische Israeli Walid Daka im Gefängnis schrieb, wo er lebenslänglich wegen der Entführung und Ermordung eines Soldaten im Jahr 1984 einsitzt. (AFP/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false