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"You would still define me" von Angela Dwyer, 2016.

© Angela Dwyer / Galerie Born Berlin

Angela Dwyer in der Galerie Born: Mal mir den Burroughs!

Farben und Sprache gehen eine Liaison ein: Die Galerie Born präsentiert neue Bilder der in Berlin lebenden Künstlerin Angela Dwyer.

„Wir sagen und hören nichts. Noch sehe ich, noch bin ich nicht blind.“ Solchen Sätzen, ahnungsvoll und vielleicht auch mit Angst besetzt, begegnet man in den neuen Arbeiten von Angela Dwyer. Gemalt in Pastell und Tusche auf Papier. Einen Text als Bild und das Bild als Text erfahrbar zu machen, ist eine künstlerische Strategie der aus Neuseeland stammenden, seit Langem in Berlin lebenden Malerin. Klassisches Zeichnen beherrscht sie in Perfektion und interessiert sich dennoch mehr für die Schaffung offener Bildräume, die die Betrachter magisch anziehen, fordern und gleichzeitig in ein betörendes Spiel von Zitaten und Referenzen ziehen.

Auf nahezu monochromen, aber in Nuancen changierenden Flächen fügt sie in unterschiedlicher Größe und Stärke Wörter und Sätze in deutscher oder englischer Sprache. Quellentauglich ist „das Sakrale wie das Banale“, sagt die Künstlerin. Im Kern muss der Text faszinieren. Ob es sich um eigene Sentenzen oder solche von William S. Burroughs, Elfriede Jelinek und Ezra Pound oder aus dem popkulturellen Kosmos etwa von Nick Cave handelt, spielt keine Rolle. Alles für sie Interessante saugt Dwyer auf und generiert es zu dem Textfluss in ihren Bildern.

Die Hölle nach oben verlegt

Farbe, Wörter und Sätze gehen eine Liaison ein, verknüpfen sich und schaffen eine Bühne. Mysteriös, verführerisch, anziehend sind diese Werke und immer wieder neu zu entdecken. Das Trägermaterial setzt Dwyer collageartig aus Papieren zusammen, die sich durch die Bearbeitung mit der wasserhaltigen Farbe wellen und wölben. Die Ausstellung trägt wie eine der beiden figürlichen Zeichnungen den Titel „Erhebung“: Hier hat Dwyer die Struktur von Dantes Inferno einfach umgedreht und die Hölle nach oben verlegt.

Der eingangs zitierte Satz stammt aus dem Bild „Ceaselessly“ von 2015 (7500 Euro). Das Experiment mit Farben zeichnet das gesamte künstlerische Werk von Dwyer aus, in der es auch eine streng geometrische Linie gibt. Dort komponiert sie ihre Bildräume aus unregelmäßigen, monochromen Quadraten. In dem großen Querformat „You would still define me“ von 2016 laufen weiße Linien von oben nach unten über die gesamte Breite der roten Fläche (10 000 Euro). Das erinnert an einen Vorhang, mit dem die Bühne bereitet wird für den Text „I can hear you making small holes in the silence“ aus der Hymne an den Regen des 2008 verstorbenen Maori-Lyrikers Hone Tuwhare.

Galerie Born, Potsdamer Straße 58; bis 23. 12., Di–Sa 11–18 Uhr

Matthias Reichelt

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