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Kultur: Antike auf Chinesisch

Der Althistoriker Hans-Joachim Gehrke wird Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts

Geschichte erleben steht als Motto über seinem privaten Internetauftritt. Um das Erleben, Verstehen und Einordnen von Geschichte geht es Hans-Joachim Gehrke, dem Freiburger Althistoriker mit Forschungsschwerpunkt klassisches und hellenistisches Griechenland, in allen seinen Büchern und unzähligen sonstigen Publikationen. Gehrke schrieb historische Überblickswerke wie 1999 die „Kleine Geschichte der Antike“, die mittlerweile zu den Bestsellern der Historiographie gehören – nicht nur in Deutschland. Das bei Beck erschienene Buch wurde ins Italienische übersetzt; andere Werke liegen zudem in griechischer, tschechischer oder sogar chinesischer Übersetzung vor.

Hans-Joachim Gehrke ist also ein im besten Sinne populärer Althistoriker. Gestern wurde er von der Generalversammlung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) als Nachfolger von Hermann Parzinger zum neuen Präsidenten des DAI gewählt. Der derzeit als Dekan der Philosophischen Fakultät und Professor für Alte Geschichte an der Albert-Ludwig-Universität Freiburg tätige Historiker wird sein neues Amt in der Berliner Zentralverwaltung des DAI am 1. März 2008 antreten.

Mit Gehrke übernimmt nach Edmund Buchner, Präsident von 1980 bis 1988, wieder ein Althistoriker die Leitung des 1829 in Rom als Instituto di corrispondenza archeologica gegründeten DAI. Der Zentraldirektion des DAI gehört Gehrke seit 1997 an. Von 1999 bis 2005 beeinflusste er auch als Mitglied im Kuratorium und Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Geschicke der wichtigsten Wissenschaftsfördereinrichtung in Deutschland.

Der 1945 in Salzgitter geborene Wissenschaftler studierte ab 1967 Geschichte, Klassische Philologie, Philosophie und – ganz zeitgemäß – Pädagogik in Göttingen. 1973 wurde er mit einer Arbeit über Phokion, den tragisch zum Tode verurteilten athenischen Feldherrn und Politiker des 4. vorchristlichen Jahrhunderts, bei Alfred Heuß promoviert. Nach Professuren in Würzburg und an der Berliner FU bekleidet Gehrke seit 1987 den Lehrstuhl für Alte Geschichte in Freiburg.

Gehrkes Amtsvorgänger Hermann Parzinger, DAI-Präsident seit Februar 2003, ist gerade zum Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Nachfolger von Klaus-Dieter Lehmann gewählt worden. Parzinger, der 1995 die neue Eurasienabteilung des DAI begründet hat, steht für die Hinwendung des Instituts zu neuen Forschungsschwerpunkten und -methoden, die etwa beim großangelegten Skythen-Projekt in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion zum tragen kamen – die Ergebnisse sind derzeit im Berliner Gropius-Bau zu bewundern.

Mit Gehrke nimmt nun ein renommierter Experte der klassischen Antike Parzingers Platz ein. Als Mitglied in den Leitungsgremien des DAI hat Gehrke Parzingers Reform des altehrwürdigen DAI tatkräftig unterstützt. Nun darf man erwarten, dass der neue DAI-Präsident auch den eingeschlagenen Weg der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit weiter stärken wird. Ihm verdankt das DAI seine neu gewachsene Bedeutung als wichtiges Instrument der auswärtigen Kulturpolitik.

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