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Kultur: Antworten von

VORWAHL (13)

Michael Krüger

Wir haben Künstlern und Schriftstellern drei Fragen gestellt. 1. Deutschland und der Reformstau: Welche Reformen halten Sie für am dringlichsten – und was wäre Ihre Lieblingsreform ? 2. Schröder contra Stoiber: Welchen Rollen-Typus verkörpern die beiden Staatsschauspieler? 3. Ist die etablierte Parteienklasse zu versteinert – und würden Sie sich einen neuen Politikertypus wünschen ? Was wäre die Lockung oder Drohung eines Außenseiters à la Pim Fortuyn?

Als Leser von mehreren Zeitungen frage ich mich täglich (zwischen sechs und sieben), wie Politiker es aushalten, all die böse gemeinten guten Ratschläge zur Kenntnis zu nehmen, die ihnen in der Presse unterbreitet werden. Jeden Tag dürfen sie von intelligenten, ausgeruhten, gut ausgebildeten, keineswegs dem Zynismus verfallenen, vollkommen objektiv analysierenden Journalisten erfahren, wie dumm, blöd, geldgierig, öffentlichkeitsgeil, lächerlich und unansehnlich sie sind. Das nennt man, wenn ich richtig informiert bin, Demokratie. Aber wehe, wenn sich ein Politiker wehrt, dann zeigt sich, wer die Macht hat. Nun bin ich nicht so naiv zu glauben, dass deutsche (und insgesamt europäische) Politiker intelligenter sind als der Durchschnitt der politischen Kommentatoren. Aber ich würde mich nicht wundern, wenn in Zukunft nur noch Vollidioten den Ehrgeiz haben, sich als sogenannte Volksvertreter ins Parlament zu setzen. Was wir im Moment jedenfalls über das Satyrspiel von Politik und Medien erfahren, ist unter aller Sau und Würde. Keiner darf sich darüber wundern, wenn die Hälfte der Menschheit sich angeekelt abwendet. Nur darf man die Folgen dieses alarmierenden Befunds nicht den Politikern in die Schuhe schieben.

Michael Krüger lebt als Verleger und Schriftsteller in München, er leitet den Carl Hanser Verlag. Zuletzt erschien sein Roman „Das falsche Haus" bei Suhrkamp.

Nächste Folge: Dieter Wedel

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