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Kultur: Antworten von

VORWAHL (14)

Dieter Wedel

Wir haben Künstlern und Schriftstellern drei Fragen gestellt. 1. Deutschland und der Reformstau: Welche Reformen halten Sie für am dringlichsten – und was wäre Ihre Lieblingsreform ? 2. Schröder contra Stoiber: Welchen Rollen-Typus verkörpern die beiden Staatsschauspieler? 3. Ist die etablierte Parteienklasse zu versteinert – und würden Sie sich einen neuen Politikertypus wünschen ? Was wäre die Lockung oder Drohung eines Außenseiters à la Pim Fortuyn?

1. Meine Lieblingsreform? Eine Vereinfachung des Steuerrechts, dass es endlich überschaubarer wird, dass Steuerschlupflöcher geschlossen werden und so endlich Steuergerechtigkeit geschaffen wird; eine Reform übrigens, die seit vier Legislaturperioden den Wählern versprochen wird-ebenso wie die längst fällige Reformierung der Arbeitslosenvermittlung und möglicherweise eins der größten Probleme- eine Gesundheitsreform. In allen Bereichen sollten die Überverwaltung und Überregulierung beschränkt werden, aber das durchzusetzen dürfte schwierig sein, weil die Verwalter und Regulierer ja mehrheitlich im Parlament sitzen-wer schafft sich schon gern selbst ab?

2. Blender contra Streber-An beide Typen erinnere ich mich noch gut während meiner Schulzeit. Ehrlich gesagt,mochte ich beide nicht sonderlich. Wenn es aber darum ging, von einem die Schulaufgaben abzukupfern, habe ich mich an den Streber gehalten. In der „Affäre Semmeling“ hatte ich die „politische Wundertüte, von der niemand so genau weiß, was drin ist“, mit Heinz Hoenig besetzt, den glanzlosen, fleißigen Parteisoldaten mit Stefan Kurt.

3. Manchmal – wie bei der kürzlich erfolgten Wahl der ZDF-Intendanten – hat man den Eindruck, die politischen Parteien betrachten das Land inzwischen als ihr Eigentum. Trotzdem, finde ich, sollten wir der Pauschaldiffamierung von Politikern entgegenwirken und uns klarmachen, dass es unzählige grundehrliche, hart arbeitende, sich um das Gemeinwohl mühende Menschen in der Politik gibt. Vielen Bürgern fällt dies Mal die Wahl schwer, weil die großen Parteien eher personelle Alternativen bieten als inhaltliche. Trotzdem kann man nur hoffen, dass die Wähler nicht aus Protest auf Schaumschläger à la Pim Fortuyn – in Hamburg heißt die Variante Roland Schill – hereinfallen.

Dieter Wedel lebt als Regisseur in Hamburg. Kürzlich inszenierte er Moritz Rinkes „Nibelungen“-Adaption in Worms. Das Stück wird am 29. 9. ab 22.05 Uhr im ZDF ausgestrahlt.

Nächste Folge: Christoph Links

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