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Kultur: Arbeit für Arbeitslose: Was vom Gehalt bleibt - Zumutungen für Jobsuchende, Teil II

Abstieg auf Raten Arbeitsamt: Der finanzielle Abstieg kommt stufenweise. Wer eine Arbeit vermittelt bekommt, muss Lohneinbußen bis zu 20 Prozent gegenüber seiner letzten Tätigkeit hinnehmen - drei Monate lang.

Abstieg auf Raten

Arbeitsamt: Der finanzielle Abstieg kommt stufenweise. Wer eine Arbeit vermittelt bekommt, muss Lohneinbußen bis zu 20 Prozent gegenüber seiner letzten Tätigkeit hinnehmen - drei Monate lang. Bis zum sechsten Monat sind es schon dreißig Prozent, ab dem siebenten braucht das Gehalt nur so hoch zu sein wie das Arbeitslosengeld. Diese Regelung stellt sicher, dass Menschen aus Top-Positionen nicht so schnell in Billig-Jobs rutschen können. Freie Wahl also für einen Manager etwa, ob er ein hohes Arbeitslosengeld gegen Hilfsarbeit beim Gurkenernten tauscht. Schwacher Trost für die anderen: "Wir prüfen, ob eine angebotene Stelle beim Ortstarif liegt und die Stundenlöhne nicht unter zehn Mark", sagt Dorothea Paulick vom Arbeitsamt Nordhausen.

Arbeitslose: Die Arbeitslosen sind von der Praxis allerdings oftmals enttäuscht: "Die Arbeitsämter sollten genauer prüfen, ob bei den angebotenen Stellen die Löhne tariflich stimmen", sagt Marion Drögsler. Wer vermittelt wird, dessen Entgelt solle auch existenzsichernd sein - so dass beispielsweise eine Familie ohne zusätzliches Wohngeld auskäme. "Wenn jemand eine Arbeit annimmt und dann noch begleitende Sozialhilfe benötigt, ist das Problem nur zur Kommune verschoben worden."

Zwei Stunden Fahrzeit

Arbeitsamt: Pendeln ist Pflicht, wenn das Arbeitsamt ein Angebot hat. Allerdings nur, wenn die tägliche Fahrzeit zweieinhalb Stunden nicht übersteigt - bei Teilzeit zwei Stunden. Keine Chancen für Bequeme: "Wenn jemand nicht zu einem bestimmten Arbeitgeber will, gibt es dafür wenig Verständnis", sagt Heidrun Schulz vom Landesarbeitsamt Stuttgart. "Hier haben sich schon Leute gesträubt, von einem Dorf ins nächste zu fahren."

Arbeitslose: Andere Erfahrungen beim Arbeitslosen-Verband: "Schwierig wird es immer dann, wenn Leute ohne Auto zu Arbeitsstellen geschickt werden, die ohne Bus und Bahn nicht erreichbar sind", sagt Marion Drögsler. Hinzu komme, dass Arbeitslose ohne Chancen auf einen Kredit sind, um sich einen Wagen zu finanzieren.

mst

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