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Arbeitstitel "Lübeck 05": Grass will neue "Gruppe 47" gründen

Günter Grass beabsichtigt offenbar eine Neuauflage der "Gruppe 47". Ein erstes Treffen soll es bereits Anfang Dezember geben. Zu der Diskussion eingeladen sind unter anderem Matthias Politycki und Thomas Brussig.

Lübeck - Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass will eine neue Autorengruppe nach dem Vorbild der legendären Gruppe 47 gründen. Ein erstes Treffen ist am 5. Dezember im Lübecker Büro des Schriftstellers geplant, teilte die Kulturstiftung Hansestadt Lübeck am Mittwoch mit. Die hochkarätig besetzte Gruppe solle den Arbeitstitel «Lübeck 05» tragen, berichteten die «Lübecker Nachrichten» (Mittwoch). Zum Abschluss des ersten Treffens wird es am 6. Dezember eine öffentliche Lesung im Buddenbrookhaus geben.

«Ich habe vorgeschlagen, da wir in erster Linie Schriftsteller sind, über Literatur zu reden und auch vorzulesen, aus dem Manuskript, ein Werkstattgespräch zu machen», sagte Grass der Wochenzeitung «Die Zeit». Sicher werde man aber auch über Politik reden, sagte der Literatur-Nobelpreisträger. An dem Treffen auf Einladung des Autors und der Kulturstiftung Hansestadt Lübeck werden Thomas Brussig, Michael Kumpfmüller, Katja Lange-Müller, Benjamin Lebert, Eva Menasse, Matthias Politycki, Tilman Spengler und Burkhard Spinnen teilnehmen.

Grass sagte der «Zeit», er wolle den Stafettenstab des engagierten Schriftstellers an eine jüngere Generation übergeben. «Ich habe natürlich ein Interesse daran, dass das, was ich mit Autoren meiner Generation jahrzehntelang gemacht habe - sich politisch einzumischen -, nicht abbricht.»

Mit der Lübecker Gruppe 05 will Grass an die Treffen der «Gruppe 47» anknüpfen. Sie war ein loser Zusammenschluss junger deutscher Schriftsteller, die sich von Juli 1947 an zwei Mal jährlich trafen, um ihre noch unveröffentlichten Manuskripte zu lesen und zu diskutieren. Die Gruppe wurde schnell zum festen Bestandteil des bundesdeutschen Literaturbetriebs. Ihr gehörten neben Grass unter anderem Hans-Magnus Enzensberger, Peter Rühmkorf, Heinrich Böll, Peter Handke, Siegfried Lenz und Martin Walser an. Die Gruppe zerbrach 1967 wegen politischer Meinungsverschiedenheiten. Formell wurde sie allerdings erst 1977 aufgelöst. Im April dieses Jahres hatte sich Grass in Lübeck erstmals nach 38 Jahren mit Enzensberger und Rühmkorf zu einer öffentlichen Lesung in Lübeck getroffen. (tso/dpa)

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