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Schiffswrack

© dpa

Archäologie: Römisches Schiffswrack in Köln entdeckt

Das Bruchstück des Lastkahns aus dem ersten Jahrhundert nach Christus wurde bei Ausgrabungen im Bereich des ehemaligen römischen Hafens gefunden.

Der "Schatz" liegt in fast zwölf Metern Tiefe auf matschigem Grund, zwischen aufgeschütteten Sandhaufen, Baumaschinen und schweren Gerüsten. Ein rund acht Quadratmeter großes Stück Holz, fast 2000 Jahre alt, lässt das Herz von Archäologen und Historikern höher schlagen. Bei dem Eichenholz-Boden, aus dem schwere Eisennägel ragen, handelt es sich um das Wrackteil eines römischen Schiffes. "Archäologen sind vorsichtig mit dem Wort Sensation", sagt der Leiter der Kölner Bodendenkmalpflege, Prof. Gerd Hellenkemper, der Kamerateams und Journalisten in Gummistiefeln und Schutzhelm in die dunkle, feuchte Tiefe führt. Es gebe aber ein "Rieseninteresse" an dem bedeutenden Fund.

"Es besteht die reelle Chance, das es sich um das älteste römische Lastschiff in Mitteleuropa handelt", betont Hellenkemper. "Es ist ein aufregender Fund, der sehr viel überliefern wird über die Technik-und Transportgeschichte". Zugleich handele es sich um einen "großen Mosaikstein in der Geschichte des Rheins", der in der Römerzeit die wichtigste Verkehrsachse in Mitteleuropa war.

Baujahr noch unklar

Das Wrack war beim Bau eines U-Bahntunnels in der Kölner Altstadt vor wenigen Tagen entdeckt worden. An der Stelle befand sich vor rund 2000 Jahren der römische Hafen der Stadt. Experten der Universität Köln haben die Jahresringe des verwendeten Eichenmaterials bereits unter die Lupe genommen und teilten heute mit: Die Eiche, aus der die Planke geschnitten ist, keimte im Jahr 142 vor Christus. "Das sagt uns aber noch nicht genau, wann das Schiff genau gebaut wurde", erklärt Hellenkemper.

Viele Fragen seien noch ungeklärt, das Rätsel um den Entstehungsort aber so gut wie gelöst: "Alles deutet darauf hin, dass dieser Eichenstamm im Oberbergischen gestanden hat - und wir ziehen den Schluss, dass das Schiff in Köln gebaut wurde." Es soll 22 bis 23 Meter lang und etwa 3,50 Meter breit gewesen sei und war für eine Last von 20 bis 30 Tonnen ausgelegt. Tiere, Steine, Brenn- und Bauholz wurden auf den - zur Römerzeit typischen - Plattbodenschiffen transportiert, wie der Experte am unterirdischen Fundort erklärt. "Ob das Schiff gesegelt wurde, wissen wir noch nicht."

Schwierige Bergung

Die Bergung des Wracks ist kompliziert. In vier Teilen soll es unter Stahlplanke geschoben, verschäumt, gehoben und sofort feucht gelagert werden. Bei dem spektakulären Fund handelt es sich aber nur um ein Bruckstück: "Eine Betonwand für die Bauarbeiten hat das Schiff durchschlagen, jenseits dieser liegt mit Sicherheit der größere Rest des Schiffes", sagt Archäologe Rudolf Nehren.

Schon die Restaurierung des freigelegten Wrackteils wird viel Geld kosten und voraussichtlich bis 2011 dauern. Es wird wohl noch viel Wasser den Rhein herunterfließen, bis an eine Bergung des Restwracks zu denken ist. Hellenkemper schätzt im Scherz: "Bis zum Jahr 2098 wird es schon noch dauern."

Yuriko Wahl[dpa]

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