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Architekturausstellung in den Nordischen Botschaften: Boten des Glücks

Die Ausstellung „Flagships of Culture. Neue nordische Kulturhäuser“ gibt Einblicke in die Welt der nordischen Architekturlandschaft.

Sie haben das Potenzial, zu Ikonen ihrer Städte zu werden: In den letzten Jahren wurden in allen fünf nordischen Ländern sowie auf Grönland repräsentative Kulturbauten geplant und errichtet, die mit ihrer offenen Architektur Natur und Stadt miteinander verbinden. Flaggschiffe der Kultur, die meisten davon liegen am Wasser. Ihre Strahlkraft soll die Städte verändern, auch gelten sie als beispielhafte Modelle für moderne Stadtentwicklung und für die Re-Urbanisierung verlassener Industrie- und Hafenzonen. Eine urbane Großoffensive: Das Felleshus der Nordischen Botschaften in Berlin widmet den neuen Kulturbauten zur Zeit eine kleine Ausstellung.

Während die Deutschen sich zunehmend auf ihre gebaute Umgebung besinnen, während sie gegen die zeitgenössische Architektur von Stuttgart 21 protestieren oder sich für die Nachkriegsbauten in ihren Städten – das Kölner Schauspielhaus, die Bonner Beethovenhalle, die Landesregierung Hannover – starkmachen, suchen die Skandinavier nach selbstbewussten Antworten auf ihr architektonisches Erbe. So mancher Neubau findet sich unweit der historischen Altstadt.

Den Anfang machte 2008 die vom norwegischen Architekturbüro Snöhetta entworfene Nationaloper in Oslo. Das Oval aus weißem Carrara-Marmor scheint geradezu dem Meer zu entsteigen. Das Haus ist nicht nur ein Publikumsmagnet in der norwegischen Hauptstadt geworden, es sorgte auch für eine Neuorientierung der Metropole hin zum Oslofjord.

Im selben Jahr wurde das Kopenhagener Schauspielhaus von Lundgaard & Tranberg Arkitekter A/S entworfen, das sich im ehemaligen Hafenbecken gegenüber von Schloss Amalienborg flach ins Wasser erstreckt. Der gewaltige Kulissenturm überragt die angrenzenden Speicherhäuser, neben denen neue Wohnviertel entstanden. Was sich aus Hafenperspektive harmonisch zusammenfügt, wird von der gegenüberliegenden Seite jedoch zum Problem. Steht man auf dem Platz vor Schloss Amalienborg, stört der Kulissenturm den Anblick des Schlossensembles – was während der Planungs- und Bauphase in Dänemark zu heftigen Diskussionen geführt hat. Leider wird diese Ansicht in der Berliner Ausstellung nicht gezeigt.

Zwei weitere ästhetisch anspruchsvolle Bauten kommen in wenigen Wochen hinzu: Das „Harpa“-Konzert- und Konferenzzentrum von Henning Larsen Architects in Reykjavík wird am 20. August eröffnet. Die prismenartige Fassade von Olafur Eliasson bricht wunderbar das Licht, spiegelt Himmel und Wasser. Auch Finnlands Hauptstadt Helsinki erhält mit dem Musikzentrum von LPR Architects einen bedeutenden Kulturneubau; am 31. August wird es der Öffentlichkeit übergeben. 2013/14 zieht die ehemalige Industriestadt Malmö nach, mit einem kombinierten Kongress- und Konzertgebäude mit angeschlossenem Hotel von Schmidt Hammer Lassen Architects. Der Komplex soll als markantes Bindeglied zwischen der Stadt und einem Erweiterungsgebiet im alten Hafengelände fungieren.

Der bislang kühnste Entwurf ist vorerst noch Vision: Für das Projekt einer Nationalgalerie für Grönland hat das Büro BIG Architects den Wettbewerb gewonnen und einen organischen Bau vorgeschlagen, der sich im Hafen von Nuuk als weißes Betonband mit kühnem Schwung der Landschaft anpasst. Auch die Nationalgalerie soll Identität stiften, grönländische Identität. Glückliches Skandinavien: Eine Stadt wie Berlin kann von solch aufregender Gegenwartsarchitektur nur träumen.

Bis 7. September, Rauchstr. 1, Mo - Fr 10 - 19 Uhr, Sa/ So 11 - 16 Uhr. Am 4. September werden die nordischen Neubauten dort mit einem öffentlichen Kulturfest gefeiert. Infos: www.nordischebotschaften.org

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