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Kultur: Arno Mohr: Der Berliner Maler feiert seinen 90. Geburtstag

Für die Zeichnung, für Kreide und Kohle, Feder und Pinsel hat sich der Berliner Maler Arno Mohr schon früh entschieden. Denn Zeichnen im Gegensatz zur Malerei bedeutet für ihn Maßhalten.

Für die Zeichnung, für Kreide und Kohle, Feder und Pinsel hat sich der Berliner Maler Arno Mohr schon früh entschieden. Denn Zeichnen im Gegensatz zur Malerei bedeutet für ihn Maßhalten. Als langjähriger Dozent für Naturstudium und druckgrafische Techniken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und als Leiter der Grafik-Werkstatt hat Arno Mohr seine Erfahrungen im Zeichnen und Maßhalten an viele weitergegeben, die heute selbst anerkannte Künstler sind. Das Liebermann-Wort "Zeichnen heißt Fortlassen" hat Mohr in die ihm gemäße Form umgesetzt. Ein warmherziges, sensitives Verhältnis zum Leben verbindet er mit der Knappheit und Prägnanz der Form und einem Blick für das menschlich Wesenhafte.

Ein eigenes Gewicht nehmen die Porträtskizzen der Freunde Helene Weigel, Bertolt Brecht, Hanns Eisler oder des Dresdner Zeichners Wilhelm Rudolph ein. In ihnen gelang es ihm - oft mit flüchtiger Geste -, Wesentliches über den Charakter auszusagen. "Berlinerisch finde ich es, in seinem Quadrat, in seinem Bereich zu bleiben, von dem man etwas versteht", sagte er einmal. Seine Wege führen ihn vom Arbeitsplatz und von der Wohnung zu den Berliner Kneipen, Kaffeehäusern und Gartenlokalen an der Spree, vom Hackeschen Markt zur Oranienburger Straße, von der Friedhofsecke in Alt-Berlin zur Museumsinsel. Wie einen dunklen Punkt nimmt er den "einsamen Mann" in der unendlichen Horizontale der Landschaft wahr. Oder er beobachtet aus der Ferne die "kleine Unterhaltung" zweier Frauen. Sie werden zu winzigen Figuren mit angedeutetem Ambiente auf dem "leeren" Blattweiß.

Andere Motive wie derAusflugsdampfer auf dem Müggelsee, die "Kiefern am See" demonstrieren die Weite und Kärglichkeit der märkischen Landschaft. Das scheinbar Zufällige, das menschlich Intime des Vorganges hat er eingefangen, mit sparsamstem Strich eine unverwechselbare Atmosphäre vermittelt. Gern wählte er einen "unscheinbaren" Teilaspekt und führte ihn auf überraschende Weise weiter. Seine Blätter sagen viel. Aber das Erzählen verweigern sie.

Der Lithografie, sein bevorzugtes grafisches Ausdrucksmittel, hat er auf diese Weise zu neuer Popularität verholfen. Der Kreide verdanken seine Lithografien das Spontane, die unmittelbare Frische der grafischen Handschrift, so die "Kreiselnden", die das Wesenhafte des kindlichen Spiels, Hingabe und Selbstvergessenheit erfassen. Die besondere Stimmung einer Szene teilt sich dem Betrachter so einprägsam mit, dass er sie so schnell nicht wieder vergisst. Wer sich wie der jetzt Neunzigjährige die Unbefangenheit der Kinder bewahrt hat, kann einfach der Verführung zum Effekt nicht erliegen. Das Scheitern an technischen Problemen ist ihm ohnehin fremd.

Klaus Hammer

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