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Kultur: Art Forum Berlin: Westwärts weht der Wind

"In der Kunst ist jetzt in China alles möglich", sagt Alexander Ochs. Mit seiner Frau Jaana Prüss betreibt Ochs die Berliner Galerie Asian Fine Arts, die sich auf zeitgenössische Kunst aus Asien spezialisiert hat.

"In der Kunst ist jetzt in China alles möglich", sagt Alexander Ochs. Mit seiner Frau Jaana Prüss betreibt Ochs die Berliner Galerie Asian Fine Arts, die sich auf zeitgenössische Kunst aus Asien spezialisiert hat. Knapp vier Jahre nach Eröffnung ist Ochs überaus zufrieden: Zu seinen Kunden zählen das Museum Ludwig ebenso wie die Berliner Sammlerehepaar Hoffmann. Ochs und Prüss gehören zu den Profiteuren eines globalisierten Kunstmarktes. Voraussetzung war eine Ware, die dem westlichen Geschmack und Verständnis in den letzten Jahren nahe gekommen ist.

Die Künstler seien die Vorreiter bei der rasanten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung in China , meint Ochs. Zwar sei die Volksrepublik immer noch keine Demokratie, doch der Alltag in Peking, Schanghai und natürlich in Hong Kong folgt inzwischen weitgehend dem globalen Lifestyle. Viele der junge Künstler reflektieren den raschen Wandel Chinas heute ihn in einem westlichen Idiom, im Tafelbild genauso wie in Performance oder Installation. Zentrales Thema der chinesischen Kunst heute ist für Ochs das Verhältnis von Gesellschaft und Individuum - eines Individuums das sich als solches erst begreifen muss.

Die Adaption einer internationalen Sprache der Kunst macht Alexander Ochs auch dafür verantwortlich, dass sich die Chinesen seit Anfang der neunziger Jahren langsam auf dem westlichen Markt durchsetzen konnten.

Auf dem Art Forum sind erstmals drei Pekinger Galerien vertreten. Gemeinsam mit Asian Fine Arts teilen sie sich einen Stand. Die geballte Präsenz der vier auf 160 Quadratmeter Ausstellungsfläche entstand aus einer Idee der Senatskulturverwaltung, die Ochs anbot, während des China-Fests in Berliner Galerien chinesische Kunst zu zeigen, wurde auf Ochs Anraten nun eine Selbstdarstellung der Galerien, wenn sich auch die Pioniere des kommerziellen Handels mit zeitgenössischer Kunst im Reich der Mitte überwiegend aus Ausländern rekrutieren.

Stars der Pekinger "Courtyard Gallery", der mit fünf Jahren jüngsten chinesischen Galerien auf dem Art Forum, sind die Gebrüder Gao, die mit ihren Performances und Fotos allein in diesem Jahr auf den Biennalen in Venedig, Tirana und Los Angeles und auf dem Festival der Fotografie in Nizza vertreten sind. Die Courtyard Gallery wird von einer Amerikanerin und einer Europäerin geführt, wurde aber von einem chinesischen Juristen gegründet, der aus einer der 100 wichtigsten Familien in China stammt. Der Umstand machte die Galerie zu einer Art Schutzburg der jungen Avantgarde - und das ausgerechnet in einem 150-jährigen Gebäude, das einst Teil des Kaiserpalastes war.

Die dritte Pekinger Galerie auf der Messe, das "China Art Archives & Warehouse-Caaw", existiert seit acht Jahren und vertritt alle Genres der innovativen chinesischen Kunst, darunter mit Ai Weiwei, der 1999 auf der Biennale Venedig vorgestellt wurde. Asian Fine Arts konzentriert sich auf der Messe auf den Rest Ostasiens und zeigt in der heimischen Sophienstraße "Masterpieces. Made by Chinese". Die neun Künstler wollen den "subjektiven Blick auf den gegenwärtigen Status zeitgenössischer chinesischer Malerei und Skulptur vor der Folie traditioneller Techniken wie Scherenschnitt und Kalligraphie" zeigen.

Ronald Berg

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