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Der derzeitige Stipendiat Said Baalbaki wurde 1974 in Beirut geboren, 2002 begann er ein Studium an der Berliner Universität der Künste.

© Nour Abdallah, Courtesy C&K GALERIE, Berlin

"Artist-in-Residence"-Programm: Dem Himmel sehr nah

Das Auswärtige Amt lädt Künstler in ein Dachstudio. Der aktuelle Stipendiat Said Baalbaki thematisiert in vielen Werken den libanesischen Bürgerkrieg.

Einen kurzen Moment lang herrschte Unsicherheit: Wird das Atelier im Ministerium als Ort für Künstler bleiben? Oder zieht mit Sigmar Gabriel ein Außenminister ins Auswärtige Amt, der mit dem einzigartigen, 2015 gestarteten Projekt nichts anzufangen weiß?

Die Sorge im Landesverband der Berliner Galerien war unbegründet. „Kunst kann und soll uns helfen, unbequeme Fragen zu stellen, die uns auch außenpolitisch umtreiben. Deshalb ist es nicht nur eine wunderbare, sondern eine notwendige Bereicherung, Künstler im Auswärtigen Amt zu haben“, stellte Gabriel jüngst fest. Damit geht es weiter auf dem Dach des Hauses, wo sich aktuell Said Baalbaki für drei Monate niederlässt, um in Ruhe zu arbeiten. Hoch über Berlin, mit einem wunderbaren Ausblick – und in einem großzügigen Atelier, das bewusst roh belassen wurde.

Blick über Berlin - und über den Tellerrand in die Welt

An den Wänden: nackter Beton. Unter der Decke: stählerne Rohre. Und drumherum eine spektakuläre Veranda, von der aus man über Berlin schauen kann. Das "Artist-in-Residence"-Programm, das der Landesverband nun im zweiten Jahr für seine Mitglieder ausschreibt und das es Galerien ermöglicht, einen Künstler für den temporären Aufenthalt vorzuschlagen, hat auch mit der speziellen Ateliersituation zu tun. Erwartet wird ein Blick über den Tellerrand in die Welt – und eine Beschäftigung mit globalen Fragen. Der Fotograf Andréas Lang gehörte zu den ersten, von einer Jury ausgewählten Kandidaten. Sein Werk aus der Zeit auf dem Dach beleuchtet den deutschen Kolonialismus in Zentralafrika – ein Thema, das Lang auch in die Archive des Auswärtigen Amtes führte.

Der jetzige Stipendiat Said Baalbaki wurde 1974 in Beirut geboren, 2002 begann er ein Studium an der Berliner Universität der Künste. In seinen Arbeiten wird jedoch immer wieder der libanesische Bürgerkrieg gegenwärtig, den er als Kind erlebte.

Cookwar(e) 101, 2015, Collage aus Skizzenbuch: Alltägliche Küchenutensilien wie Töpfe, Pfannen und Besteck verwandelt Said Baalbaki in militärische Objekte wie Rüstungen, Schilde und Helme.
Cookwar(e) 101, 2015, Collage aus Skizzenbuch: Alltägliche Küchenutensilien wie Töpfe, Pfannen und Besteck verwandelt Said Baalbaki in militärische Objekte wie Rüstungen, Schilde und Helme.

© Courtesy C&K GALERIE, Berlin

Was den Künstler bewegt, welche Eindrücke er als Stipendiat gewinnt und wie sich dies in seiner Arbeit niederschlägt, wird bei Führungen, Gesprächen und einer abschließenden Ausstellung immer wieder Thema sein. In der „Langen Nacht der Ideen“ zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik am vergangenen Freitag konnten auch interessierte Berliner dem Auswärtigen Amt aufs Dach steigen und Baalbakis Arbeiten anschauen.

Weitere Texte zum Thema Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik finden Sie auf unserer Themenseite Menschen bewegen.

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