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Kultur: Auch der Louvre geht bei drauf Das „Team America“ kämpft gegen die Falschen

Ein arabischer Terrorist ist im Louvre untergetaucht. Die Kämpfer der US-Eliteeinheit „Team America“ könnten warten, bis er den Louvre wieder verlassen hat, um ihn zu erschießen, aber was ist schon der Louvre?

Ein arabischer Terrorist ist im Louvre untergetaucht. Die Kämpfer der US-Eliteeinheit „Team America“ könnten warten, bis er den Louvre wieder verlassen hat, um ihn zu erschießen, aber was ist schon der Louvre? Also wird das ehrwürdige Haus in Schutt und Asche gelegt. Versehentlich landet eine Rakete im Eiffelturm, der umfällt und dabei den Triumphbogen zerdrückt. Huch! Naja, macht nichts. Es gibt nun mal keinen sauberen Krieg. Und bei „Team America“ handelt es sich um einen Marionettenfilm. Da muss man nicht alles so ernst nehmen. Oder doch? Die militaristischen Actionspektakel des Produzenten Jerry Bruckheimer („Armageddon“, „Pearl Harbor“) werden parodiert, doch deren Ideologie bleibt erhalten. Ein zwiespältiges Vergnügen.

Als Hauptschurken haben „South Park“-Schöpfer Trey Parker und sein Co- Autor Matt Stone den koreanischen Diktator Kim Yong II gewählt, der die Welt mit Massenvernichtungswaffen bedroht. Um leichter an ihn heranzukommen, engagiert der Chef des „Team America“ den Broadwaystar Gary, der gerade in einem schauderhaften Aids-Musical Triumphe feiert. Warum soll gerade dieser hirnlose Schönling die Welt retten? Weil man, wie der Teamchef predigt, vor allem ein Herz braucht, um Terroristen zu bekämpfen. Garys Herz entflammt für seine Mitkämpferin Lisa, die nur dann mit ihm schlafen will, wenn er ihr verspricht, nicht zu sterben. Natürlich verspricht er es – und sie geht mit ihm das ganze Kamasutra durch.

Die Sexszene ist ziemlich halbherzig geraten, zu hart für Sechsjährige, zu harmlos für Sechzehnjährige. Fast alles, was man sieht, ist Handarbeit – nur die Mund- und Augenbewegungen wurden computergesteuert. „Team America“ ist trotzdem optisch eine Wohltat nach all den Pixel-Filmen ohne Tiefenschärfe.

Ein wenig betrübt einen die einseitige politische Parteinahme. Keineswegs keilen Parker und Stone gegen jeden aus. So werden die vom „Team America“ angerichteten Schäden durch die Verbrechen ihrer arabischen und koreanischen Gegner relativiert. Michael Moore tritt auf, mit Essensresten im Mundwinkel und einem Dynamitgürtel um die fette Wampe. Das Publikum soll applaudieren, wenn Susan Sarandon in Stücke geschossen, Tim Robbins mit Benzin übergossen und verbrannt und Sean Penn die Stirn weggehauen wird. Die Respektlosigkeit der Macher kennt sehr wohl ihre Grenzen.

In 16 Berliner Kinos, OV im Cinestar Sony-Center und im Odeon

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