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Kultur: Auf dem Sprung

Vor zehn Jahren eröffnete Marianne Grob ihre Galerie

Luzern ist eine schöne mittelgroße Stadt am Vierwaldstätter See, mit gut erhaltener gotischer Stadtmauer, eindrucksvollen Wohnbauten der Renaissance und des Barock sowie einem wundervollen Blick auf das Schweizer Voralpenland. Bei aller Schönheit vermittelt Luzern einem aber auch den deutlichen Eindruck, dass man gerne noch andere Städte kennen lernen würde. Größere Städte. Aufregendere Städte. Städte mit mehr Gegenwart.

Und so kam es, dass Marianne Grob, Galeristin aus Luzern, vor zehn Jahren den Entschluss fasste, eine Zweigstelle in Berlin zu eröffnen. Damals war Berlin noch nicht Hauptstadt, aber in ihrem Inneren fing es an, weithin vernehmlich zu brodeln, gerade in der Kunstszene. Zuerst siedelte sich Marianne Grob in Kreuzberg an, in der Blücherstraße, wo die Mieten niedrig waren und die geschäftlichen Risiken entsprechend überschaubar. Seitdem hat sie die Entwicklung der Stadt hautnah miterlebt, ist mit der Galerie drei Mal umgezogen, war vorübergehend im seinerzeit noch leeren Quartier 206 in der Friedrichstraße, bevor sie in ihre jetzigen Räume in der Linienstraße zog.

Vertraute beschreiben sie als rast- und ruhelos, immer in Bewegung, immer auf dem Sprung. Die Kunst, die Marianne Grob vertritt, steht dazu in einem merkwürdigen Widerspruch. Gern erinnert man sich an die großartige „Bildinstallation“ des Wortartisten Urs Jaeggi, doch auch die übrigen Künstler der Galerie vermögen es immer wieder, sich nachhaltig im Gedächtnis der Ausstellungsgänger einzunisten. Die großformatigen, abstrakten Seh-Landschaften, die Alexander Johannes Kraut aus Linol schneidet, die lyrisch-konstruktivistischen Gemälde von Helmut Metzner oder Wolfgang Kupczyk, sie verströmen eine auffällige, in der bisweilen hektischen Spandauer Vorstadt beinah provokante Stille.

Vielleicht liegt das daran, dass die meisten Maler, Fotografen und Bildhauer der Galerie eben nicht aus Berlin stammen, sondern aus Stuttgart und dem Dreiländereck, aus der Deutschschweiz und vom Bodensee. Marianne Grob hat ein Stück zisalpinen Südwesten hierher gebracht. Und dieses Stück steht Berlin gut. Nach Luzern kann man ja trotzdem einmal fahren, aus anderen, auch sehr plausiblen Gründen.

Galerie Marianne Grob, Linienstraße 115, Dienstag bis Freitag 14-19 Uhr, Sonnabend 13-17 Uhr. Am Abend des 4. Juni eröffnet die Galerie die Jubiläumsschau „10 Jahre - Künstler der Galerie“.

Ulrich Clewing

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