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Kultur: Auf der Flucht: Baader flirtet

Baader, Meinhof, Ensslin: Namen einer Geschichte, von der nur Schlagworte geblieben sind: Terroristen, Stammheim, Deutscher Herbst, Tod. Tausendfach waren die Gesichter der Protagonisten auf Fahndungsplakaten und Polizeifotos abgebildet.

Baader, Meinhof, Ensslin: Namen einer Geschichte, von der nur Schlagworte geblieben sind: Terroristen, Stammheim, Deutscher Herbst, Tod. Tausendfach waren die Gesichter der Protagonisten auf Fahndungsplakaten und Polizeifotos abgebildet. Bilder von Verhaftungen und Gerichtsverhandlungen, von Hungerstreikenden, ja auch ihren Leichen. Schon wer jedoch das geringste Verständnis äußerte für ihr politisches Anliegen, konnte mit Kriminalisierung rechnen. Heute ist das anders. "Heute hat Baader-Meinhof keine Kraft mehr in der Konfrontation mit dem Staat", sagt selbst Astrid Proll, eine Mitkämpferin von damals. Eigenartige Koalitionen sind deshalb plötzlich möglich. Proll, die ausgebildete Fotografin, stellt großformatig Abzüge von privaten Fotos der später meistgesuchten Terroristen in der Galerie Bodo Niemann aus. Es sind Innensichten, private Abbildungen ihrer ehemaligen Weggefährten. "Spaßfotos", nennt sie sie. Gruppenbild auf Treppe zum Beispiel, oder Baader und Ensslin in Paris im Café.

Nicht als Strategen, die eine Revolution planen, sitzen sich die beiden gegenüber, sondern als Verliebte. Jung, lebenshungrig, blauäugig, offen wirken alle auf den Fotos. Manchmal auch selbstverliebt. Baader wird gern ein Hang nachgesagt, wie Marlon Brando oder Alain Delon daherkommen zu wollen. Eine Bildersequenz aus Paris, die Astrid Proll 1969 aufgenommen hat, wird in der Ausstellung gezeigt. Nach Frankreich waren die mutmaßlichen Kaufhausbrandstifter geflüchtet. Sie sind Mitte zwanzig und wenig ist davon zu sehen, daß sie sie kurz danach für Jahre die gefährlichsten Deutschen sein sollten. schw

"Baader Meinhof - Pictures on the run 67-77", bis 17. Juli, Galerie Bodo Niemann, Rosenthaler Str. 40 / 41

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