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Kultur: Auf Gralssuche

Thielemann interpretiert Schubert mit dem Orchester der Deutschen OperAn Interpretationen der letzten beiden Schubert-Sinfonien herrschte im letzten Jahr kein Mangel.Alle Berliner Orchester hatten Franzls große C-Dur-Sinfonie mindestens einmal auf dem Programm, eine exzeptionelle Interpretation gelang nur dem Orchester der Komischen Oper unter Paavo Järvi.

Thielemann interpretiert Schubert mit dem Orchester der Deutschen OperAn Interpretationen der letzten beiden Schubert-Sinfonien herrschte im letzten Jahr kein Mangel.Alle Berliner Orchester hatten Franzls große C-Dur-Sinfonie mindestens einmal auf dem Programm, eine exzeptionelle Interpretation gelang nur dem Orchester der Komischen Oper unter Paavo Järvi.Allein Christian Thielemann und das Orchester der Deutschen Oper hatten ihre Schubert-Weisheit aufgespart und zogen erst jetzt im Schauspielhaus nach.Eine historisierend verschlankte Interpretation war vom Generalmusikdirektor der Deutschen Oper ohnehin nicht zu erwarten gewesen, folgerichtig bewegte sich der Abend denn auch ganz auf der Linie seiner Bruckner- und Wagner-Exegesen.Das heißt in der Hauptsache lähmend langsame Staatsbegräbnis-Tempi, die allein durch wuchtig eingerammte Fortissimo-Akzente am Zerfließen gehindert werden.Schon die "Unvollendete" zelebriert Thielemann auf 35 Minuten, sieht das Werk in alter Tradition als einen schicksalhaft abgeschlossenen Komplex, statt die ersten beiden Sätze einer abgebrochenen Sinfonie zu spielen.Der zweite Satz wird so zum angekitschten Seelengemälde, in dem die idyllische Holzbläserkantilene immer wieder von bleierner Orchesterkeule niedergeschlagen wird.Gelingt die "Unvollendete" wenigstens von der Orchesterleistung her passabel, zeugt die große C-Dur von eklatanten Schwächen im Zusammenspiel der Orchestergruppen. Auch diesem Werk bekommt Thielemanns Ansatz denkbar schlecht.Eigenwillige Verlangsamungen und Beschleunigungen lassen im Kopfsatz etliche Einsätze durcheinanderpurzeln, angesichts der extrabreiten Satzräume haben die Holzbläser ohnehin genug Schwierigkeiten, ihre Phrasen zusammenhängend zu artikulieren.Aus diesem Schubert ist jede Leichtigkeit verbannt.Schneidige Marscheleganz im zweiten Satz und mitreißender Ländlerschwung im dritten bleiben gleichermaßen unerfüllt, das rhythmische Profil der Sinfonie pendelt antithetisch zwischen sentimentalem Überakzentuieren und groben Sforzati.Ein Konzert, das vor allem zeigt, welch weite Wegstrecke noch vor Orchester und Dirigent liegt. jök

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