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Kultur: Auf großen Füßen

Kapitale Kunst bei den Berliner Frühjahrsauktionen

Während die großen Versteigerungen noch vorbereitet werden, läuten die kleineren Berliner Auktionshäuser bereits die Frühjahrssaison ein. So bieten Jeschke, Hauff, van Vliet in der kommenden Auktion nicht nur einige kapitale Kunstwerke: Nach über 15 Jahren in Schöneberg eröffnen die Buch- und Kunstversteigerer zugleich ihr neues Domizil in Mitte.

Unbestrittenes Spitzenwerk ist Alexandra Exters um 1913 entstandene „Komposition“ . Auf der Schwelle von Kubofuturismus und Abstraktion fertigte die grande dame der russischen Avantgarde diese visionäre Stadtansicht in sinnlichen Farbtönen und dynamischen Formen. Ein kraftvolles Bild, für das starke 230 000 Euro erwartet werden.

Unter den mehr als zwei Dutzend Werken russischer Provenienz kommen außerdem Natalia Goncharovas spätsommerlich leuchtende „Ernte“ mit einem Schätzpreis von 150 000 Euro zum Aufruf, Robert Rafailovich Falks gleichauf bewertete „Landschaft“ von 1910/11 oder El Lissitzkys Papierstudie zu seinem Gemälde „La Ville“ für 120 000 Euro. Insgesamt steckt der Katalog mit knapp 380 Losnummern ein weites Feld ab: vom frühen 18.Jahrhundert bis in die Gegenwart, wo die drei Quadratmeter großen „Fußabdrücke“ (200 000 Euro) von Antoni Tàpies und ein Pastell Ed Ruschas (85 000 Euro) herausragen.

Die Kauflust russischer Sammler scheint auch im Auktionshaus Lehr die Einlieferer beflügelt zu haben. Allerdings gestaltet sich das Angebot durchweg moderat. Werke von Mikhail Andreenko, Sophia Karetnikova, Pawel Mansurow oder Alexander Sitnikov werden mit Taxen zwischen 1800 und 12 000 Euro aufgerufen. Die Preisskala führt bei Lehr die zeitgenössische Kunst an. Auf 40 000 Euro wird eine Collage von Christo zu seinem „Running Fence“-Projekt geschätzt. Die Studie ist mit weißem Stoff und handschriftlichen Anmerkungen versehen und vermittelt eine faszinierende Vorstellung der 39 Kilometer langen Großplastik, die Christo 1976 realisierte. Auf eine verstärkte Tendenz zur Gegenwartskunst im Hause Lehr weist schon das Titelbild des Katalogs hin, das dem Dresdener Maler Eberhard Havekost gewidmet ist. Seine flirrende „Reflexion“ von 1999 soll 15 000 Euro bringen.

Vor allem aber kommen auch Freunde neuerer Druckgrafik auf ihre Kosten. Auflagenwerke von Richard Hamilton, Robert Indiana, Sigmar Polke oder Carsten Nicolai gibt es sogar schon unter 1000 Euro.

Jeschke, Hauff, van Vliet, Schützenstr. 39; Vorbesichtung bis 25. April, So. 11-15 Uhr, Mo.-Mi. 11-19 Uhr. Versteigerung: Freitag, 27. April, ab 16.30 Uhr.

Dr. Irene Lehr, Sybelstraße 68; Vorbesichtigung bis 26. April, täglich 12-19 Uhr. Auktion im Berlin Excelsior Hotel, Hardenbergst. 14; Sonnabend, 28. April, ab 13 Uhr.

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