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Kultur: Aufheulen im Akkord

Harley Davidsons sollten zu einer Finissage in der Akademie der Künste konzertieren. Doch das Umweltamt des Bezirks Mitte fürchtet den Lärm und verbot die Aktion

Das gab’s noch nie: Ein Konzert mit neun Harley Davidsons. Zum Abschluss des Festivals „Conceptualisms“ der Akademie der Künste gab Kurator Christoph Metzger drei ungewöhnliche Kompositionen in Auftrag. Folgende Titel sind entstanden: „Konzert für MC (Harley Davidson) und gemischten Chor“ von Sven-Åke Johansson, „Harley Davidson I-IV für Trompete und neun Motorräder“ von Dieter Schnebel und „drivin’ on my harley“ von Simon Stockhausen. Die „Musiker“ – sonst Ingenieure, Architekten, Unternehmer – sind vor allem eines: leidenschaftliche Motorradfahrer.

Wie ein Chor im Halbkreis angeordnet und mit Notenständern vor den Maschinen werden die Biker am 14. September aus ihren „Instrumenten“ holen, was eben geht: Es wird gehupt, geknattert, aufgeheult, geblinkt. Damit keiner seinen Einsatz verpasst, dirigieren die Komponisten höchstpersönlich. Wie in einem klassischen Konzert gibt es eine Partitur, die allen „Interpreten“ der so genannten „Harley Sounding Group“ vorliegt. Sie enthält Anweisungen, wann und wie stark Gas gegeben oder weggenommen werden muss. „Es ist gar nicht so einfach,“ meint Metzger, der selbst einmal mitgemacht hat, „aus ’ner Harley ein Piano herauszubekommen!“

Geprobt wurde im Hof der Zentral- und Landesbibliothek. Aufführungsort sollte ursprünglich der Eingangsbereich der Akademie am Hanseatenweg in Tiergarten sein. Doch das Umweltamt des Bezirks Mitte machte dem Projekt einen Strich durch die Rechnung: Wegen Lärmbelästigung der Anwohner verbot die Behörde das Konzert und drohte vorsorglich ein Bußgeld in der Höhe von bis zu 50000 Euro an. Zum Glück fanden die Veranstalter eine Alternative: das oberste, tausend Quadratmeter große Parkdeck der Spandau-Arkaden.

Die Zuhörer werden hinter Absperrungen der einstündigen Performance lauschen – aus Sicherheitsgründen, denn Harleys und Musiker düsen durchaus mal los. Komponist Johansson zum Beispiel fordert die Fahrer auf abzusteigen, sich neu aufzustellen und die Motorradgeräusche zu imitieren. Eine echte Herausforderung: Denn ob „Heritage Springer Classic“, „Micky Maus Racing Team Spezialumbau Fat Boy“, „Dyana Wildglide“ oder „Sportster 1200er“ – jedes Babys hat ihren ganz eigenen Sound.

14. 9., 16 Uhr auf dem Parkdeck der Spandau-Arkaden, Eingang Straße am Bahnhof und Klosterstraße 3, Eintritt 12 Euro, ermäßigt 8 Euro.

Franziska Richter

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