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Kultur: Aufklaren und aufklären

entdeckt das Experiment in der Tradition Nur Querulanten kämen wohl auf die Idee, sich über mangelnde Vielfalt des Berliner Kinoprogramms zu beklagen. Auch in Sachen Minifestivals und Retrospektiven gibt es das ganze Jahr über reichlich Auswahl – seltener allerdings mit Programmen, die einen frischen Blick aufs Altbekannte wagen.

entdeckt das Experiment in der Tradition Nur Querulanten kämen wohl auf die Idee, sich über mangelnde Vielfalt des Berliner Kinoprogramms zu beklagen. Auch in Sachen Minifestivals und Retrospektiven gibt es das ganze Jahr über reichlich Auswahl – seltener allerdings mit Programmen, die einen frischen Blick aufs Altbekannte wagen. Überraschungen verspricht Heinz Emigholz am Dienstag im Arsenal, wenn er Luchino Viscontis Gewalt und Leidenschaft ausgerechnet unter dem Aspekt der „experimentellen Filmgestaltung“ näher bringen will. Ebenfalls im Arsenal wird am Mittwoch eine Reihe eröffnet, die sich Turin widmet: Die Stadt bietet eine große Tradition als Produktionsort der Stummfilmzeit – und hat jüngst mit einer klugen Filmförderpolitik viele beachtliche Projekte hervorgebracht. Zur Eröffnung gibt es statt des angekündigten „Nemmeno il destino“ von Daniele Gaglianone dessen Debütfilm: I nostri anni (2000) zeigt ein Drama um zwei alte Widerstandskämpfer und ungesühnte Vergangenheit.

Das Zeughaus-Kino im DHM zeigt dieses Wochenende zum 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz Filme, die sich mit der juristischen Aufarbeitung der Naziverbrechen beschäftigen. Ein Fokus dabei sind die Nürnberger Prozesse: Stanley Kramers Spielfilm Das Urteil von Nürnberg – heute zu sehen – ist aus dem Fernsehen bekannt. Rarer und auch als Zeitdokumente für den sich verändernden Umgang mit Wahrheitsfindung hochinteressant dürften zwei Dokumentarfilme sein. Stuart Schulbergs deutsch-amerikanische Produktion Nürnberg und seine Lehre entstand kurz nach dem Krieg (1947) und kombinierte die Darstellung der Naziverbrechen mit ihrer juristischen Aburteilung. Zur Aufklärung der Deutschen wurde der Film damals zwei Jahre lang in den Kinos gespielt, heute Abend lässt er sich mit einer Einführung von Sandra Schulberg noch einmal studieren. Max Ophüls’ Memory of Justice entstand fast 30 Jahre später und hat solch volkspädagogischen Appellcharakter längst aufgegeben: Dafür nimmt sich Ophüls in seinen 278 Minuten die gewaltige Aufgabe vor, das Gericht und die Taten mit anderen Menschheitsverbrechen der Geschichte in Beziehung zu setzen (am Freitag mit Einführung von Ralph Eue).

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