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Auktion: Über den Wolken

Die Frühjahrsauktion im Berliner Haus Jeschke Van Vliet: Doch das insgesamt wenig profilierte Angebot fiel vor allem durch gewagte Schätzpreise auf.

Man sei noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen, meint Auktionator Hans-Joachim Jeschke und gibt sich zufrieden angesichts der Finanzkrise und der abermaligen Umstrukturierung in eigener Sache. Kürzlich erst hatte sich das Buch- und Auktionshaus in der Schützenstraße nach seinen aktuellen Inhabern umbenannt. Seit Anfang des Jahres betreibt Jeschke das Geschäft bloß noch mit dem 2004 hinzugestoßenen, in Paris ansässigen Hans van Vliet. Und was die Zuschlagsquote des Hauses nach Losen anbelangt: Sie war in der Kunstsparte vergangenes Jahr tatsächlich geringer als jene knapp 44 Prozent, die nun während der 58. Versteigerung erzielt wurden.

Doch wo sich bei den 327 Katalognummern Interesse regte, konnten Lose im fünfstelligen Bereich zumeist nur unter Vorbehalt zugeschlagen werden. Was die ohnehin nicht üppige Quote des Nachmittags beim Blick auf die Nachverkaufsliste dann noch einmal nach unten korrigiert. Denn das insgesamt wenig profilierte Angebot vom 17. bis ins 21. Jahrhundert fiel vor allem durch gewagte Schätzpreise auf. „Einige unserer Einlieferer sind noch nicht auf dem Boden angekommen“, gestand Jeschke. Die Zugeständnisse mögen allerdings auch der Hoffnung geschuldet sein, mit klingenden Namen das Programm aufzuwerten.

Hochfliegende Erwartungen quittierten die Käuferschar im Saal sowie einige Telefonbieter mit Nichtachtung oder eben mit Untergeboten. Gänzlich still blieb es nicht nur bei Aufrufen wie einer unsignierten Offset-Lithographie von Jeff Koons für 45 000 Euro oder einem späteren Abzug von Ed Ruschas 1967 fotografierten „Parking Lots“ (75 000 Euro). Juriaen van Streecks barockes „Stillleben mit Delfter Krug“, für das ein deutscher Händler während der Auktion 35 000 Euro und damit exakt die Hälfte der Schätzung geboten hatte, ist noch zu haben. Genau wie Francesco Clementes 16-teilige Gouache auf Papier, die einem Landsmann des Transavanguardia-Protagonisten immerhin 120 000 Euro wert gewesen wäre. Sie sollten als Hauptlos jedoch 190 000 Euro bringen.

Den Gesamtumsatz der Versteigerung vermochte der Auktionator nicht zu nennen, da die Umfirmierung Serverprobleme verursachte. Am Buchsegment wird Jeschke auch nach der Trennung festhalten. Mit kompakten Auktionen im hochwertigen Bereich will er sich von den ehemaligen Partnern abheben. Vielleicht gelingt ihm das im Buchbereich eher als mit der bildenden Kunst. Hauff und Auvermann gehen zurück in den Westteil der Stadt und werden ab Herbst ebenfalls Buch- und Kunstauktionen veranstalten.

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