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Auktionen im Münchner Haus Ketterer: Das große Glühen

Von Lichtenstein bis Uecker: Das Münchner Auktionshaus setzt in seiner neuesten Verkaufsausstellung Akzente auf amerikanische Künstler und die deutsche Zero-Gruppe.

Knapp vier Meter lang ist das Gemälde aus einem süddeutschen Keller. Drei Jahrzehnte lang lag es dort – was dafür spricht, dass sein Besitzer es nicht wegen der Größe übersah, sondern weil er mit dem abstrakten Querformat nichts anfangen konnte. Nun ist klar: Das Bild stammt von der großen amerikanischen Nachkriegsmalerin Helen Frankenthaler, „Marchioness“ (1978), ist somit ein museales Werk. Dennoch trennt sich der Einlieferer davon und gibt dem Münchner Auktionshaus Ketterer die Gelegenheit, erstmals ein Bild der Avantgarde-Künstlerin in Europa zu versteigern.

Auf 275 000 US-Dollar beläuft sich die untere Schätzung. Und es gibt noch mehr Kunst made in USA: Zur Vorbesichtigung der Highlights in seiner Berliner Dependance macht Ketterer schon einmal klar, wie stark der Akzent diesmal auf den Amerikanern liegt. Von August Macke bringt man die „Kinder am Brunnen“ von 1910 mit, 300 000–400 000 Euro werden im Dezember dafür erwartet. Sonst aber punktet der Spezialist für die Künstler des Expressionismus in seinen kommenden Auktionen mit Losen von Sam Francis, Tom Wesselmann oder Roy Lichtenstein.

Francis ist mit gleich fünf Werken vertreten. Zwei abstrakte Hochformate aus den späten fünfziger Jahren, „White line“ und „Over orange“, fallen besonders auf, weil sich ihre leuchtenden Farbspuren zu immer neuen Kompositionen ordnen wollen. Die untere Taxe liegt beide Mal bei 150 000 Euro. Weit weniger muss anlegen, wer sich für die Heroen der Pop-Art interessiert. „Bedroom Collage“ von Wesselmann“ (Taxe: 25 000–35 000 Euro) ist eigentlich ein Multiple, wird jedoch dank der Weiterbearbeitung durch den Künstler geadelt. Die gestreifte und gepunktete Wohnzimmeransicht „Yellow Vase“ von Lichtenstein, in der er sich mit modernem Interieur beschäftigt, liegt bei einer unteren Taxe von 60 000 Euro.

Charakteristische Werke von Uecker

Der zweite Schwerpunkt bleiben die deutschen Zero-Künstler. Nach wie vor entfalten die Spiralen von Günther Uecker eine fast hypnotische Wirkung. In vollendeter Drehung präsentiert sich denn auch Ketterers Spitzenstück „Spirale III“ (2002), für die man 400 000– 600 000 Euro erwartet. Bei Heinz Mack und Otto Piene ist die Offerte im oberen Segment etwas breiter, ein knappes Dutzend Werke zeigt die charakteristische Arbeitsweise vor allem von Piene, der Öl, Feuer und Rauch zu Motiven wie „Tandem“ (Taxe: 150 000–200 000 Euro) aus den frühen achtziger Jahren verband. Aus dem Umfeld der umtriebigen Gruppe stammt der italienische Konzeptkünstler Enrico Castellani, dessen subtile Weiß-in-Weiß-Bilder ihre Wirkung sukzessive entfalten. „Superficie bianca“ von 1978, ein Paradebeispiel für das Schaffen des 1930 Geborenen, soll als Los demnächst 300 000– 400 000 Euro bringen.

Noch aber hängen die Werke von Willi Baumeister, Victor Vasarely, Günther Förg, Gotthard Graubner, Asger Jorn, Imi Knoebel oder Fritz Winter als feine, kuratierte Ausstellung zusammen, bevor sie – wie Frankenthalers Bild diesmal garantiert – einen Heldenplatz bei ihrem künftigen Besitzer bekommen.

Ketterer Kunst, Fasanenstr. 70, 26. 11.–1.12. (10–18 Uhr) & 2. 12. (10–16.30 Uhr)

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