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Kultur: Aus Arkadien

Zum Tod des Komponisten Frank Michael Beyer

Kaum ist das Lied verhallt, das Festkonzert zum 80. Geburtstag von Frank Michael Beyer, da erreicht uns die Nachricht von seinem Tod. Im überfüllten Sendesaal des Rundfunkhauses waren im März alle seine Freunde und Wegbegleiter versammelt, um jüngste Werke des Komponisten kennenzulernen, das Flötenkonzert „Meridian“, die „Metamorphosen“ für Violine solo. Zuletzt wurde die Arbeit gesundheitlicher Schwachheit abgetrotzt, während die geistige Agilität, die jeder bewunderte, der ihn kannte, dem Musiker und Menschen treu blieb.

Das Licht ist ihm Musik geworden. „Musik der Frühe“ oder ein „Canto di giorno“: Hinter den Titeln der Konzerte für Violine bzw. für Violoncello steht nicht nur Atmosphäre, sondern die ganze Empfindungswelt des Musikers, dessen Musik poetische Gestalt sein will. Unter diesem Aspekt ist heute zu sehen, dass Beyers Werk sich zu einem großen Bogen zusammenschließt, der alle Erfahrung und Lebensmomente des Komponisten einschließt: „Griechenland“ (1981) ist ihm Musik geworden, die Landschaft, in der er Kinderjahre erlebt hat, das mediterrane Licht, aber auch die philosophische Weltseele der Griechen, die im „Windklang“ (2002) webt. Ein „inneres Bild“ von Griechenland hat ihn inspiriert, dem 21. Jahrhundert in neuartigen „Klangbildern“ zu erzählen, „Was Orpheus sah“ (2003). Als lyrischer Gesang für Cello ist der „Canto“ (1998/99) komponiertes Licht, das meditativ aufgeht. Aber es ist auch des Komplizierten zu gedenken, der Dichte der musikalischen Prozesse, die Beyers Musik charakterisieren. Wieviel wusste er über Vergangenheit: „Josquin ist ein Mann wie Beethoven!“ Beyer gehörte zu den Ausnahmemenschen, die den ganzen Goethe, den ganzen Schütz, den ganzen Wagner verinnerlicht haben. Als Komponist hat er instrumental gedacht, obwohl er Schüler Ernst Peppings war, des Vokalkomponisten. Wahlverwandtschaft mit Anton Webern und Bach als Zentralgestalt sind Wegweiser seines Werkes.

Beyer, am 8. März 1928 in Berlin geboren, war Kirchenmusiker und Organist, bevor er sich als Kompositionsprofessor an der UdK und Direktor der Abteilung Musik der Akademie der Künste – mit viel Einsatz für die Vereinigung des reichen Kulturangebots von Ost und West – dem widmete, was er als Pflicht fühlte: Mitgestalten, „Brückenschlag in die allgemeine Verantwortung“.

Am Sonntag ist Frank Michael Beyer in Berlin gestorben.Sybill Mahlke

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