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Kultur: Aus dem Treppenhaus kiekt das Leben raus

BOULEVARD

„Lächerlichkeit tötet sicherer als jede Waffe“, besagt ein Sprichwort. In der Komödie „Tratsch im Treppenhaus“ im Berliner Hansa Theater ist es die Figur der Meta Boldt, die der Lächerlichkeit preisgegeben und mundtot gemacht wird. Das Stück um Tratsch und Liebesleben in einem Mietshaus ist handfestes Volkstheater, boulevardesk und ohne Schnörkel. Die Avantgarde der Berliner Theaterkultur darf man hier nicht erwarten und doch ist es Regisseur André Freyni gelungen, eine solide Inszenierung des unterhaltenden Genres auf die Bühne zu bringen. Gleich zwei illegale Untermieter sind in die obere Etage des Hauses eingezogen. Dieter wohnt beim bärbeißigen Finanzbeamten Brummer, die schöne Heike bei der Putzfrau Isabelle Ertmann alias Hanne Knoop, als Schauspielerin der ARD-Vorabendserie „Praxis Bülowbogen“ das bekannteste Gesicht auf der Bühne. Die Tratsche Boldt (Luise Lunow) hetzt den Hauswirt auf die Sünder. Der Hausfrieden kann erst nach einem Ball und der absehbaren Pärchenbildung unter den Hausbewohnern wieder hergestellt werden. Der Plott dieses Moraltheaters der 50er Jahre ist Geschmacksache. Der Intellekt wird hier nicht überfordert, die Charaktere sind biedere Folien, die einfachen Pointen werden mit Vorankündigung gezündet. Die Inszenierung funktioniert trotzdem, das Haus ist voll. Gespielt wird im März jeden Mittwoch bis Sonntag. Das Stück von Autor Jens Exler war ursprünglich in plattdeutsch geschrieben. Dramaturgin Jeanette A. Krinner hat es umgetextet – für Lokalkolorit sorgt jetzt Berliner Schnauze. Das kommt an.

Michael Schultheiss

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