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Für mich nichts, bitte: Vor allem von Mexikaner gelobt sich unser Kolumnist künftig fernzuhalten.

© dpa

Ausgehen: Die Kneipe, die nie genannt sein soll: Harte Hamburger Schule

Vorsicht vor Getränken ohne Wikipedia-Eintrag! Diese und andere Lehren hat der Autor dieses Textes gezogen - nach einer schmerzhaften Bildungsinitiative.

Der vergangene Freitag hätte eigentlich niemals so eskalieren dürfen. Eigentlich war nur geplant gewesen, am Vorabend der Überfahrt gen Westen und gen Karneval noch etwas Fußball zu schauen, in der Kneipe, die niemals genannt sein soll. Doch dann gestaltete sich der Spielverlauf auf recht spektakuläre Weise erfreulich und anschließend gesellte sich auch noch der Satan hinzu und sagte: „Ach, komm, Schneidi, wir trinken jetzt wenigstens noch zwei Mexikaner auf den Sieg.“

Der Rest ist schnell erzählt: Die nächsten drei Stunden des Abends wurden in einer klischeehaften Neu-Nord-Neuköllner Bar bei zu lauter Musik und zu wenig Licht unter zu vielen Menschen verbracht, darunter viele Mitarbeiter eines „kultigen“ Fußballfachmagazins und ein Hamburger Indie-Rock-Sänger. Aus der Überfahrt gen Westen wurde am Sonnabend noch nichts, weil der bereits in der Nacht einsetzende stechende Kopfschmerz trotz ambitionierter Selbstmedikamentierung 24 Stunden lang nicht weichen wollte.

Himmelherrgott, was ist da drin?

In solchen Lebensphasen gibt es zwei mögliche Verfahrensweisen: Entweder man driftet ins Metaphysische ab und erklärt den ungewohnt heftigen Schmerz mit altersbedingten Kapazitätsproblemen, Wetterfühligkeit oder beidem. Oder man geht, mit letzter Kraft, analytisch vor, indem man fragt, was nun doch anders war als all die anderen Male. Das halsbrecherische Durcheinandertrinken von großen und kleinen Bieren? Wird beherrscht. Der Gin Tonic obendrauf? Geht immer. Die Mexikaner? Himmelherrgott, was ist in dem Sauzeug eigentlich drin? Das trinke ich doch sonst nie!

Die Internetrecherche, die dieser Sauf- Synopse folgt, ergibt, dass der Mexikaner keinen Wikipedia-Eintrag hat, was man durchaus als schlechtes Zeichen werten kann. Von noch unverlässlicheren Quellen wird mehrheitlich gesagt, dass es sich hierbei um eine ursprünglich norddeutsche beziehungsweise Hamburger Spezialität handelt, auf der Basis von Korn und Tomatensaft, gewürzt mit Tabasco, Pfeffer und Salz.

Und während man noch bei sich „Aha, eine Art Bloody Mary für Schützenkönige also“ denkt, wird einem schlagartig der tiefere Sinn dieser Episode klar: Das Alter mag vielleicht nicht an jedem Kater schuld sein, es hilft aber, ihn zu durchdringen, zu verstehen und noch besser zu antizipieren. Wozu das dann gut ist? Nun, vielleicht ja, damit das „Nie wieder“ etwas länger hält. Bis nach Ostern wäre ja – apropos: Fastenzeit – schon etwas.

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