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Das Poor and literate in der Kopenhagener Straße.

© Poor and literate

Ausgehen in Berlin: Ein Whisky mit Virginia Woolf

Trinken und dabei schlauer werden, kann man im Poor and literate, einer liebevoll gemachten Galerie-Bar mit Bibliothek und Lesebühne im Prenzlauer Berg.

Niederländisch, Norwegisch, Englisch und Deutsch – ein ziemlich bunter Sprachmix für nur 40 Quadratmeter. Zusammen mit der französischen Popmusik aus den kleinen Lautsprechern ergibt das an einem Samstagabend ein schönes Gesummse im Poor and literate (Kopenhagener Str. 77). Die Gäste einer Foto-Vernissage stehen dicht beisammen, Sekt ist umsonst, aber wir nehmen einen Whisky. Schließlich trägt der Laden den Untertitel „Books – Whisky – Art“. Die Auswahl ist mit fünf Sorten zwar eher bescheiden, dafür entfaltet sich zu dem wohlig-warmen Brennen eines schottischen Single Malts bald eine angenehme Atmosphäre in der Kneipen-Galerie, die auch eine kleine Präsenz-Bibliothek beherbergt. Der Fokus liegt auf queerer und feministischer Literatur. Audre Lorde, Angela Davis, Alison Bechdel, Virginia Woolf, Leslie Feinberg – alles da.

Mit den Einnahmen aus der Bar sollen weitere Bücher angekauft werden, erklärt Andrea Nicolas, eine der beiden Betreiberinnen des von Donnerstag bis Sonntag geöffneten Poor and literate. Wieso eigentlich dieser Name? „Das ist einfach unser Lebensmotto“, sagt Nicolas und lacht laut. Sie ist Wissenschaftlerin, ihre Partnerin Lise Rangnes Künstlerin. „Mit beidem wird man nicht reich, dafür ein bisschen klüger“, sagt die Enthnologin. Man merkt dem seit etwa acht Monaten existierenden Ort an, dass er ein Herzensprojekt der beiden Frauen ist. Die alten Flugzeugsitze, die Palme mit dem Endlos-Stamm, die Minibühne in der Ecke, auf der jeden 2. und 4. Sonntag im Monat Autorinnen ihre Bücher vorstellen – alles wirkt familiär und liebevoll gemacht.

Ein Gast legt seine Platten mit Synthesizermusik auf

Ein blonder Typ mit Riesenbrille entdeckt später noch den alten Plattenspieler im Regal. Er hat zufällig ein paar Platten dabei und legt eine davon auf. Die Damen auf dem Sofa vor ihm verziehen das Gesicht bei den wimmerigen Synthie-Klängen. Der Blonde sieht es ein und wechselt das Vinyl, nicht ohne dabei einen Kurzvortrag über die Trance-Pionierin Wendy Carlos zu halten, die den Soundtrack zu Stanley Kubricks „Shining“ schrieb. Klüger (und kaum ärmer) werden beim Trinken – so geht’s.

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