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Berliner Trendhund: der Dackel

© dpa

Ausgehen: Posh Teckel in Kreuzkölln: Ella und die Gallaghers

Ein Dackel ist die Königin einer Neuköllner Kneipe und steht auf Britpop. Eine nette Abwechselung, findet Nadine Lange und empfiehlt einen Besuch im Posh Teckel.

In Sachen Hundemode gibt es ja seit einiger Zeit einen positiven Trend: Weg vom Mops, hin zum Dackel. Länglich gestreckte Eleganz statt gestauchter Atemnot. Auch beim Kreuzköllner Hipstervolk ist das offenbar mittlerweile angekommen, und so sind die sympathischen Kurzbeiner nun häufiger auf den Straßen von Nordneukölln und am Landwehrkanal anzutreffen. Das Kiez-Rudel hat sogar eine Königin. Sie heißt Ella und hat kurzes rotbraues Fell. Geht man nach dem gezeichneten Porträt, das ihre Residenz am Anfang der Pflügerstraße ziert, trägt sie manchmal auch ein schiefes Krönchen auf dem Kopf und eine Kippe im Maulwinkel.

"Posh Teckel" ist der Name dieses letzten Herbst eröffneten Etablissements, in dem auch Zweibeiner zugelassen sind. Sie werden beim Betreten des gemütlichen Gastraumes mit lautem freundschaftlichen Bellen begrüßt. Hausherrin Ella wuselt zwischen den Beinen der Neuankömmlinge herum und zieht sich dann erst mal in die hinteren Gemächer zurück.

Ebenfalls sehr freundlich ist ihr Frauchen Judith Schmitt, die die Kneipe mit ihrem Partner betreibt und bei der Getränkewahl berät. Es gibt Bier aus Bayern und Berlin, aber auch Spezialitäten wie Holundersekt mit frischer Minze. Die leeren Tanquerary-Flaschen, die in ihrer neuen Funktion als Kerzenständer auf allen Tischen stehen, deuten zudem darauf hin, dass Drinks mit Gin sich hier einer gewissen Beliebtheit erfreuen. Außerdem sind die grünen Flaschen der Londoner Destille einer von vielen Verweisen in Richtung England. Denn der schicke Dackel steht auf Britpop.

Aus den Boxen kommen an diesem Abend Lieder von Bands wie New Order und Suede, zwischendurch dürfen auch mal US-Geistesverwandte wie die Yeah Yeah Yeahs ran. In der sonst eher elektronisch bis soulig geprägten Bar-Beschallungslandschaft der Gegend ist das eine hübsch altmodische Abwechslung.

Im Hinterzimmer gibt es eine kleine Konzertbühne – umsichtigerweise sind die Wände gedämmt und über der Bar wohnen die Betreiber selbst. So können sie hier, ohne Polizeieinsätze zu riskieren, Songwriter, DJs und kleinere Bands auftreten lassen.

Die Britpop-Liebe des Posh Teckel kam kürzlich auch in einer Ausstellung großformatiger Oasis-Fotografien von Michael Spencer Jones zum Ausdruck. Vor allem an der Wand über dem Klavier machten sich die Bilder der Gallagher-Brüder und ihrer Band bestens. Jetzt sind sie wieder Richtung Insel abgewandert. Immerhin schaut noch ein Liam Gallagher in coolem Mod-Look melancholisch von seinem Motorroller herab. „Don’t Look Back In Anger“ scheint sein Bruder aus der Ferne zu summen.

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