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AUSGEHEN: Weißbier, weltoffen

Die Hipsterfizierung von Neukölln geht munter weiter. Das hat auch gute Seiten.

Die Hipsterfizierung von Neukölln geht munter weiter. Das hat auch gute Seiten. Dem tristen nördlichen Ende der Hermannstraße hat sie zum Beispiel eine feine Auflockerung eingebracht: Die Villa Neukölln an der Ecke Biebricher Straße. Früher war hier ein Kino, dann wurden mal Möbel, mal Gemüse verkauft. Jetzt stehen im einstigen Foyer ein amateurhaft zusammengenagelter Tresen und eine Kollektion alter Sofas, Sessel und Lampen – wie man das heute eben so hat.

Trotzdem wirkt der geräumige Laden nicht wie eine dieser x-beliebigen Sperrmüll-Installationen, die sonst für die Umhängetaschenklientel bereitstehen. Die Villa hat eine ganz eigene, angenehme Ausstrahlung, die von lässiger Weltoffenheit geprägt ist – was offenbar auch früher zugewanderte Nachbarn anspricht. Das Personal ist häufig französischsprachig, kann aber auch Deutsch und Englisch. Es gibt sogar „Weißbier vom Fass“ wie die Dame mit Run-DMC-Shirt schwungvoll ankündigt. Es empfiehlt sich ohnehin, Bier zu bestellen, denn die Interpretation von Cocktails fällt hier mitunter etwas speziell aus.

Dafür kommt man in der Villa Neukölln, deren Kinosaal manchmal für Partys, Projektionen oder Diskussionen öffnet, überraschend in den Genuss von Performancekunst. Vielleicht ist es auch Yoga oder Tantra. Jedenfalls schwebte kürzlich eine junge Frau minutenlang einen halben Meter über dem Boden – ein auf dem Rücken liegender Mann balancierte sie auf seinen Füßen. Es sah ziemlich entspannt aus. Anschließend plauderte der athletische Meister locker über den Schock des Geborenwerdens. Darauf noch ein Bier, bitte.

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