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Ausstellung: Alles ist Farbe: Aquarelle von Emil Nolde

Emil Nolde als "Meister des Aquarells" vorzustellen, wie es die Berliner Dependance der Stiftung Ada und Emil Nolde von Donnerstag an tut, ist im Grunde eine Überraschung.

Als Emil Nolde von den Nazis 1941 jede "Betätigung auf den Gebieten der bildenden Kunst" verboten bekam und keine - oder nur noch ganz wenige - Ölbilder mehr malen konnte, verlegte er sich aufs Aquarell. Etwa 1300 Aquarelle entstanden bis 1945. "Diese kleinen, frei erfundenen Blätter auf Japan-Papier", schreibt Manfred Reuther, der Direktor der Nolde-Stiftung im nordfriesischen Seebüll, "wurden oft ohne direkte, konkrete Vorstellungen begonnen und allein im freien Spiel der Phantasie aus der Farbe geboren." Aus der Farbe geboren: Das ist die wohl kürzeste und treffendste Definition, die sich für die Aquarellmalerei überhaupt geben lässt. Beim Aquarellieren ist alles Farbe. Das stützende Gerüst der Zeichnung fehlt. Gewiss gibt es aquarellierte Zeichnungen, natürlich auch bei Nolde, der sich in allen Techniken versucht und in allen brilliert hat; aber das reine Aquarell besteht ganz aus der wässrigen, verlaufenden Farbe, die das Papier unkorrigierbar durchtränkt.

Emil Nolde als "Meister des Aquarells" vorzustellen, wie es die Berliner Dependance der Stiftung Ada und Emil Nolde von Donnerstag an tut, ist im Grunde eine Überraschung. Einerseits haben die vorangegangenen Ausstellungen Nolde stets auch als einen unendlich schöpferischen Aquarellmaler nahegebracht, andererseits könnte man meinen, alles Schaffen von Nolde sei im Grunde dem Prinzip des Aquarellierens verpflichtet. Sein künstlerisches Werk, so erneut Manfred Reuther im wie stets vorzüglichen Ausstellungskatalog, werde "wesentlich von der Farbe als dem zentralen Ausdruckselement bestimmt" und bilde "insgesamt eine auffallend geschlossene, eng verwobene Einheit". Aquarelle hat Nolde zu Tausenden gemalt, so unübersehbar viele, dass es bis heute an einem Werkverzeichnis mangelt. Jörg Garbrecht von der Berliner Dependance hat nun eine Auswahl aus den Beständen in Seebüll getroffen, die gerade in der Vielfalt ihrer Motive die durch die Farbe gestiftete innere Einheit hervorheben. Ob Portraits, Stillleben oder Landschaften, stets leuchten die Farben und dies auch, wo ein Blatt beinahe monochrom ist wie das "Blaue Meer (mit Segelschiff)" aus den dunklen Jahren des Malverbots. Überhaupt kommen die Landschaften und vor allem die seascapes - für die das Deutsche kein eigenes Wort kennt - dem Ideal der reinen Farbigkeit am nächsten. Allein die beiden Sonnenuntergänge, die Nolde 1948 in St.Peter-Ording festgehalten hat, sind einen Besuch wert. Um wie viel mehr die ganze Ausstellung mit ihren 127 Blättern, eines schöner als das andere.

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