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Ausstellung: Den Geschlechterkampf entdecken

Das Berliner Georg-Kolbe-Museum zeigt die Ausstellung "Max Klinger - Auf der Suche nach dem neuen Menschen". Bis zum 2. September sind Gemälde, Portraits, Büsten, Plastiken und Entwürfe des Künstlers zu sehen.

Ein Athlet, ein Muskelberg, zieht mit äußerster Anstrengung an einem Baumstumpf. Ganz oben, weit über der Augenhöhe des Rentners und des Künstlerfreundes sitzt er auf einem Marmorgebirge und zieht und zieht. Vergebliche Mühe, denkt der Rentner, weiß er doch noch aus der Nachkriegszeit, wie schwierig es war, einen „Stubben“ auszugraben.

Unterhalb des Kraftmenschen hat sich eine nackte Frau lang ausgestreckt, ganz instabil, die Beine leicht übereinandergeschlagen. Hinter dem Rücken des Athleten reckt sie ihr Gesicht einem zweiten entgegen. Mit geöffneten Schenkeln sitzt eine zweite Frau, löst sich noch nicht ganz aus dem Stein und reckt ihren Mund der anderen entgegen. Klinger hat das ganze „Drama“ genannt. Seine Zeitgenossen sahen darin „Geschlechterkampf“. Die Freunde sind ratlos und bleiben es auch. Ihnen gelingt es nicht diesen Berg zu erklimmen. Einige Tage später liest der Rentner, Klinger spiele mit der Skulptur auf den Verzweiflungskampf der Buren an.

Von Geschlechterkampf zeugt dagegen „Neue Salome“, eine Büste: Am Sockel liegen zwei abgeschlagene Köpfe, ein altes und ein junges Gesicht. Selbstbewusst genießt Salome ihre Macht, dennoch wirkt sie zutiefst unbefriedigt. Daneben hängt ein Exlibris: Klingers Lebensgefährtin Elsa Asenijeff dreht sich an einem Strand dem Betrachter nackt entgegen, tritt einem liegenden Mann auf den Bauch und reißt ihm brutal am Bart.

Beide Freunde haben die große Klinger-Ausstellung in Leipzig gesehen. Sie sind erstaunt, wie viele Werke Klingers das Kolbe-Museum bieten kann: Gemälde, Portraits, Büsten, Plastiken, Entwürfe. Immer wieder freuen sich die Freunde aber auch über die Blicke in den Garten, auf die Tänzerin von Kolbe und auf dessen schlichtes und so wunderbares Wohnhaus. Plümper

Georg-Kolbe-Museum. Max Klinger. Auf der Suche nach dem neuen Menschen, bis 2. September, Sensburger Allee 25, Di - So 10 - 17 Uhr; Rentner bekommen ab 65 Ermäßigung

Plümper

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