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AUSSTELLUNG Elske Rosenfeld: Revolution! Und dann?

Revolutionen haben etwas gemeinsam: Man kann den Moment, in dem sich alles ändert, nicht festhalten. Und meist nur schwer mit Worten beschreiben. Eine Ausstellung in der Galerie im Turm setzt den Körper ins Zentrum.

Die Künstlerin Elske Rosenfeld, in Halle geboren, war noch ein Teenager, als die Mauer fiel. Die Erfahrung der „radikalen Unterbrechung“ hat sie nicht vergessen, auch wenn dieser aufwühlende Moment schnell wieder im Strudel der Geschichte versank. "Alles schien möglich, und dann blieb doch nur dieses Gefühl von 'jetzt geht doch bitte wieder rein'", sagt Rosenfeld.

Dass nach der „friedlichen Revolution“ versucht wurde, im Chaos eine neue Verfassung und Wahlen auf die Beine zu stellen, wird heute kaum noch erinnert. Rosenfeld fand Amateur-Videoaufnahmen vom Zentralen Runden Tisch am 7. Dezember 1989. Bei dieser Versammlung berieten Vertreter der DDR-Regierung, Blockparteien, Kirchen und Oppositionelle über eine neue Verfassung. Draußen tobte eine Demonstration. Im Raum herrschte Hilflosigkeit. „Auf der sprachlichen Ebene sind alle überfordert, körperlich passiert aber sehr viel“, stellte Rosenfeld fest. Sie bearbeitete die Videoaufzeichnung, indem sie die Gesten und Bewegungen der Diskutierenden wiederholt, verstärkt, beschleunigt oder verlangsamt. In einem anderen Teil der Arbeit imitiert sie selbst die bei verschiedenen Ereignissen beobachteten Gesten, etwa bei einer Demonstration vor einer Fabrik in Frankreich oder einer Fahrt über den Tahrir-Platz in Kairo. Um gegen das einseitige Erinnern anzutreten, lädt Rosenfeld am Sonntag Protagonisten des Zentralen Runden Tisches zum Gespräch. Birgit Rieger

"A Vocabulary of Revolutionary Gestures", Galerie im Turm, bis Fr 16.1., Di-So 12-19 Uhr, Gespräch zum ersten Runden Tisch der DDR, So 7.12., 19 Uhr, Eintritt frei

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