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Ausstellung: Fotografien aus Saudi-Arabien auf der Museumsinsel

„Von Medina an die jordanische Grenze“: Eine Ausstellung im Museum für Islamische Kunst auf der Museumsinsel zeigt Fotografien von Ursula Schulz-Dornburg.

Auf den ersten Blick sieht man nichts. Auf den zweiten Sand, Steine und am Horizont einen Hügel. Beim dritten Blick erkennt man im Vordergrund zwei parallele Linien. Schienen. Ein weiteres Foto zeigt Schienen, zum Teil verweht, die sich am Horizont im Nichts verlieren. Auf anderen Bildern ist ein Rahmen zu erkennen, das surreal wirkende Relikt eines Waggons, den die Beduinen ausgeschlachtet haben. Bei einem weiteren Foto wird es deutlicher: Eine auf der Seite verdreht liegende Lokomotive und ein paar Waggons, vom Rost gezeichnet. Fremdkörper in einer scheinbar unberührten Natur. Zu sehen in der Kabinettausstellung „Von Medina an die jordanische Grenze“ im Museum für Islamische Kunst Berlin (bis 6. Mai 2012).

Ursula Schulz-Dornburg hat diese Fotos 2003 kurz nach Sonnenaufgang im Hedschas geschossen, jenem Gebiet, durch das einst die von Deutschen in den Jahren 1900 - 1908 gebaute Bahn von Damaskus bis nach Mekka führen sollte, um Pilger zu den heiligen Stätten des Islam zu bringen. Und natürlich hatte Sultan Abülhamid II. mit dem Auftrag an die Deutschen noch etwas anderes im Sinn: leichter Truppen in die unruhigen arabischen Provinzen des Osmanischen Reiches zu verlegen. Die auf der Seite liegende Lok erzählt auch davon: Wahrscheinlich wurde sie von Lawrence von Arabien und seinen aufständischen Arabern in die Luft gesprengt. Und da liegt sie nun. Bleiben die Bahnstationen, die mit ihren quadratischen Türmen und flachen Anbauten Bauklötzen gleich in der Landschaft stehen, wie für die Ewigkeit gebaut.

Ursula Schulz-Dornburgs Bilder erzählen von der Leere, sie weisen auf Pilger- und Karawanenrouten, Reifenspuren deuten an, dass die Trassen heute noch genutzt werden. „Roads to Arabia“ - so heißt auch die Ausstellung, die ab Januar im Pergamonmuseum die großartigen Kulturschätze aus Saudi-Arabien von der Frühzeit bis ins 19. Jahrhundert zeigen wird und deren Vorspiel „Von Medina bis an die jordanische Grenze“ ist. Und noch etwas haben die Fotos mit dem Museum zu tun. Die frühislamische Mschatta-Fassade, ein Geschenk des Sultans, wurde über die Schienen der Hedschas-Bahn abtransportiert.

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