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Mexikos Küche ist bunt, würzig und vor allem sehr scharf.

© lunamarina/fotolia

Ausstellung im Botanischen Museum: Wie Mexiko schmeckt

Mit „Chili & Schokolade“ führt das Botanische Museum Berlin Besucher auf eine spannende Reise für alle Sinne.

Hierzulande ist der Totensonntag eine trist-traurige Angelegenheit. Besucher fegen das letzte Herbstlaub zur Seite, legen auf Gräbern Blumengestecke nieder, hier und da flackert ein Totenlichtlein. Warum sollten die Verstorbenen zurückkehren zu diesem meist grauen, vernieselten Datum Ende November? In Mexiko sieht die Sache anders aus. Ihr Día de los Muertos, der Tag der Toten, ist ein Freudenfest. Angehörige versammeln sich zu buntem, fröhlichen Treiben, auf dem Friedhof wird die ganze Nacht hindurch gegessen und getrunken, geredet und gesungen. Süße und scharfe Speisen sind in Schüsseln dekoriert, ein paar Totenköpfe aus Zuckerguss wachen darüber.

Die Szenerie haben sie im Botanischen Museum liebevoll nachgestellt. Ein schönes Entrée zu der Ausstellung „Chili und Schokolade“, die viel über scharfe Schoten und braune Bohnen erzählt – und noch viel mehr über das vielseitige Land in Mittelamerika. Chili ist gesund, erfahren die Besucher. Eine kleine Schote Jalapeño enthält mehr Vitamin A und C als drei Orangen. Aber die Frucht kann gefährlich werden. Wer die schärfste Züchtung isst, fällt tot um.

Kakao: ein Elixier für langes Leben

Die Azteken verbrannten Chilischoten, um ihre Widersacher mit dem Rauch zu ersticken. Man kann sich, wie aus Bonbonautomaten, Geschmacksproben ziehen, von unterschiedlichen Chiliarten und schwarzer Schokolade. Mole Poblano, eine Chili-Schokoladensauce, steht leider nicht zum Verkosten bereit. Aber die Rezeptur wird verraten. 19 Zutaten, darunter Mandeln, Rosinen, Zimt und Knoblauch gehören dazu. Eine großer verzierter Tonbecher wird in einer Vitrine präsentiert.

Aus so einem habe Moctezuma, der letzte Aztekenherrscher, täglich mehrere Liter Kakao getrunken, heißt es. Ein Elixier für langes Leben, meinte man damals. Und wie Medizin wird es auch geschmeckt haben. Heute würde sich jeder schütteln bei diesem Gebräu. Bitter muss es gewesen sein, denn Milch und Zucker, die den Kakaotrunk versüßen, hatte man damals nicht. Viele gute Eigenschaften wähnten die Ureinwohner in den Kakaobohnen. Für hundert von ihnen konnte man einen Truthahn tauschen.

Der Eroberer Hernán Cortez war fasziniert von der Frucht – und so kehrte er 1528 nicht nur mit Gold und Silber, sondern eben auch mit braunen Bohnen zurück in seine spanische Heimat.

Nur fünf Arten werden zum Kochen verwendet

Mexikos Landschaft ist voller Überraschungen. Da sind Wälder mit unterschiedlichsten Bäumen, aber auch Wüsten, gespickt mit bedürfnislosen Kakteen. 30000 Pflanzenarten wurden in dem mittelamerikanischen Land entdeckt. Alexander von Humboldt war 1803 fast ein ganzes Jahr dort umher gereist – und entdeckte unter anderem die Zinnie. Rosafarbene Blütenblätter bilden einen Kreis um die violette, gelb gesprenkelte Mitte. Natürlich hatte Humboldt ein paar dieser Exemplare gesammelt und mit in die Heimat genommen.

Im Botanischen Garten Berlin wurden die hübschen Blumen dann kultiviert. Heute sind sie eine Zierde vieler Gärten und locken zahlreiche Schmetterlinge an. 50 Bohnenarten wachsen in Mexiko. Gelbe, graue, weiße, rote, solche mit Punkten und andere mit Streifen. Nur fünf Arten werden allerdings zum Kochen verwendet. Die Ausstellungsbesucher können raten, welche. Und später in der Nutzpflanzenhalle inspizieren, wie sie am Strauch aussehen. Im Kakteenhaus haben die Botaniker eine unglaubliche Anzahl stachliger Exemplare versammelt. Viele sind Mexikaner – und natürlich auch dann noch zu bestaunen, wenn die Ausstellung „Chili & Schokolade“ im Februar 2018 zu Ende geht.

Die Ausstellung läuft bis Sonntag, 25. Februar 2018, täglich 10-18 Uhr (Museum). Botanisches Museum, Königin-Luise-Str. 6-8, 14195 Berlin. Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 3 Euro.

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