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Ausstellung: "Jahreszeiten"-Zyklus in Berlin

Der bislang verschollene "Jahreszeiten"-Zyklus von Caspar David Friedrich (1774-1840) ist ab Donnerstag im Kupferstichkabinett am Berliner Kulturforum zu sehen.

Berlin - Nach "Dürers Mutter" und der großen Rembrandt-Schau präsentiert das Kabinett die kostbarste Erwerbung seit Jahrzehnten, sagt der Direktor des Kupferstichkabinetts, Hein-Th. Schulze Altcappenberg. Die 1803 datierten Sepia-Bilder galten seit über 70 Jahren als verschollen und tauchten jetzt bei einem privaten Sammler auf. "Das ist ein großes Glück für uns."

Die drei Werke "Frühling", "Herbst" und "Winter" zählen zu den frühesten Werken der romantischen Kunst überhaupt und können nun nach fünfmonatiger Restaurierung bewundert werden. Vermisst bleibt der "Sommer". Der war zum letzten Mal bei einer Versteigerung 1935 gesehen worden.

Komplizierte Restaurierung

Die Bilder waren bei ihrer Auffindung stark beschädigt. Von der komplizierten Prozedur der Restaurierung können sich Interessierte in der Schau, die bis zum 11. März 2007 gezeigt wird, ebenfalls einen Eindruck verschaffen.

Insgesamt sind in der Exposition fast 50 Zeichnungen von Caspar David Friedrich, der als Erfinder der Romantik in der Malerei gilt, zu sehen. Dabei gehört der "Jahreszeiten"-Zyklus von 1803 zu den Bildern, die er in brauner Sepia-Tusche schuf. Bevor der Künstler 1807 mit der Malerei in Öl begann, brachten ihm diese in Sepia-Manier angelegten Werke neben Anerkennung auch Geld, erläutert Altcappenberg. Die vom Tintenfisch (Sepia officinalis) stammende Tusche und das Papier waren kostengünstig und allerorts zu verwenden. Bis Ende des 19. Jahrhunderts waren derartige Kunstwerke äußerst modern, was dazu führte, dass braune Pinselzeichnungen generell als Sepien bezeichnet wurden.

"Schließe dein leibliches Auge"

Mehrteilige Zyklen sowie mit Stimmungen und Symbolik aufgeladene "romantisierte" Landschaften habe es in Friedrichs Werk vor den "Jahreszeiten" nicht gegeben, sagt Altcappenberg, der auch der Kurator der Ausstellung ist. Darin vereine er seine Themen Kindheit, Jugend, Reife und Alter in programmatischer Schau. Bei der Arbeit erfand Friedrich auch sein "romantisches" Verfahren. Das bedeutet, er stellt die Landschaft symbolisch konstruiert dar, obwohl er zuvor auf seinen Wanderungen in der Natur zahlreiche Skizzen geschaffen hatte. "Schließe dein leibliches Auge", beschrieb Friedrich sein künstlerisches Verfahren. "Dann fördere zutage, was du im Dunkeln gesehen."

Zum ersten Mal stellt Friedrich in den "Jahreszeiten" das Kreuz auf dem Felsen, das Hochgebirge und auch die Ruine Eldena nach diesen Prinzipien dar. Das Ölgemälde zur Ruine Eldena, das eigentlich in der Alten Nationalgalerie hängt, wird während der Schau mit den dazu gehörenden Skizzen im Kupferstichkabinett zu bewundern sein.

Möglich wurde die spektakuläre Erwerbung, über deren Preis geschwiegen wird, durch die Unterstützung der Hermann Reemtsma Stiftung, der Kulturstiftung der Länder sowie der Ernst von Siemens Kunststiftung. (tso/ddp)

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