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Ausstellung: Schwebende Engel im Dom

Im Magdeburger Dom ist ab Sonntag die Ausstellung "Tausend Jahre Taufen in Mitteldeutschland" zu sehen. Zu den Exponanten zählt auch die Taufschale des Dichters Heinrich Heine, der einer der prominentesten Täuflinge Sachsens ist.

Magdeburg - Fast 30 lebensgroße Engel schweben mit ausgebreiteten Flügeln und ausgestreckten Armen unter der Deckenkonstruktion des Magdeburger Doms. Sie sind Teil einer großen Ausstellung zum Thema Taufen, die am Sonntag in Magdeburg eröffnet wird. Anhand von über 200 Objekten aus dem 10. bis 21. Jahrhundert soll die Geschichte dieses christlichen Ritus in "Tausend Jahre Taufen in Mitteldeutschland" dokumentiert werden.

Die meist bunt bemalten Taufengel aus dem 17. und 18. Jahrhundert wurden für die Schau für insgesamt rund 150.000 Euro restauriert. Das Interesse an den lange vergessenen Engeln aus der Barockzeit sei erst seit wenigen Jahren wieder gestiegen, sagte die Kunstreferentin der Kirchenprovinz Sachsen, Bettina Seyderhelm. In der Zeit der Aufklärung seien die Taufengel meist auf Dachböden verschwunden und dort dem Verfall preisgegeben worden.

Als Beispiel hierfür ist der Taufengel aus der Evangelischen Kirche in Pötewitz in der Sakristei des Doms ausgestellt. Ohne Flügel, die Farbe abgeblättert, das Holz gesplittert, liegt er in einer Kiste. Achtzig Prozent der in der Kirchenprovinz Sachsen bisher ermittelten 225 Engelskulpturen sind laut Seyderhelm noch derart beschädigt. Bei der Taufzeremonie wurden die schweren Figuren früher per Seilzug heruntergelassen. Es gab aber auch stehende oder kniende Engel als Träger der Taufschale.

Porphyr ältestes Exponat

Die Ausstellung von sieben Bronzetaufen aus den Jahren um 1300 bis 1508 bezeichnet Seyderhelm als "kleine Sensation". Insgesamt seien in Deutschland nur rund 360 Bronzetaufen aus dieser Zeit erhalten. In den teilweise bunt verzierten Becken konnte "ein Kind vollständig verschwinden". Noch im Mittelalter seien die Täuflinge meist komplett ins Wasser getaucht worden.

Das älteste Exponat ist der Porphyrstein des Magdeburger Domes. Er wurde von Otto dem Großen (936-937) aus Italien nach Deutschland gebracht. Der Porphyr selbst stammt aus einem Steinbruch in Ägypten. Daneben sind zahlreiche Taufschalen, Taufständer, Taufkleider und Patengeschenke wie Löffel, Tauftaler oder Rasseln zu sehen. In den Vitrinen liegen kleine Häubchen, die mit winzigen bunten Perlen bestickt sind oder eine so genannte Taufdecke, mit der das Kind auf dem Weg zur Kirche zugedeckt wurde, um es vor "bösen Mächten zu schützen", sagte Seyderhelm.

Taufschale Heinrich Heines

Zu den prominentesten Täuflingen der Kirchenprovinz Sachsen gehörte der Dichter Heinrich Heine. Dessen Taufschale der evangelischen Kirchengemeinde Heiligenstadt können die Besucher der Schau ebenfalls bewundern. Die Schale ist im 17. oder 18. Jahrhundert in den Niederlanden aus Messing hergestellt worden. Sie hat einen Durchmesser von gut 44 Zentimetern und zeigt die biblische Geschichte vom Sündenfall. Heine wurde am 28. Juni 1825 als Sohn eines jüdischen Ehepaares in Heiligenstadt getauft.

Bischof Axel Noack hat der Ausstellung das Taufgeschenk seines Patenonkels zur Verfügung gestellt. Dieser hatte ihm zu seiner Taufe 1950 einen kleinen Silberlöffel mit Gravur geschenkt, sagte Noack. Die sehr lange Tradition der Taufe in der Kirche, die Tatsache, dass sie nicht vergänglich sei, zeige ihre große Bedeutung. Aus seiner Sicht hat der Glaube etwas "Stabilisierendes für die Gesellschaft".
Die Ausstellung ist noch bis 5. November im Magdeburger Dom zu sehen. (tso/ddp)

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