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Ausstellung: Stilbruch als Prinzip

Das Neue Museum Weserburg zeigt eine der größten Präsentationen Gerhard Richters, der einer der international bedeutendsten Künstler der Gegenwart ist. Mehr als 20 seiner teils monumentalen Arbeiten bilden fortan einen neuen Schwerpunkt des Hauses.

Bremen - Die nackte Frau auf dem Bild scheint auf Wolken zu schweben. Zugleich sieht es aus, als befände sie sich in einem Raum. Gerhard Richter hat Brigid Polk, die zu Andy Warhols Factory gehörte, 1971 in Öl gemalt. Doch sieht das Gemälde auf den ersten Blick wie eine unscharfe und doppelbelichtete Fotografie aus. Zu sehen ist das Werk ab Samstag in einer Dauerpräsentation des Neuen Museums Weserburg Bremen.

Möglich gemacht haben das die Berliner Sammler Ingrid und Georg Böckmann, die die Bilder als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen. Damit verfügt das Bremer Museum nach der Galerie Neue Meister in Dresden nach eigenen Angaben bundesweit über den größten Bestand an Werken Richters. Böckmann gehört zu den Gründungssammlern des Neuen Museums Weserburg. Dennoch sei es nicht selbstverständlich gewesen, dass die Werke nach Bremen kommen, sagte der Direktor eines der größten Sammlermuseen für internationale zeitgenössische Kunst in Deutschland Carsten Ahrens.

Die Auswahl aus der Sammlung Böckmann umfasst die Schaffensperiode Richters von 1960 bis 2003. "Wir präsentieren sie bewusst nicht chronologisch, sondern dialogisch", sagte der Kurator Peter Friese. So werde deutlich, dass in Richters Oeuvre ständig gegenständliche, abstrakte und so genannte graue Bilder wechseln. Richter praktiziere seinen Stilbruch als Stilprinzip. Das Museum zeigt mehrere Erstlingswerke einer jeden neuen Phase. So ist auch das 1976 entstandene großformatige Bild "Konstruktion" zu sehen, eine strukturierte, abstrakte Komposition.

Auch Werke von Demand und Schneider werden ausgestellt

Neben den Richter-Werken stellt das Neue Museum Weserburg ab Samstag auch Werke der international gefragten deutschen Künstler Thomas Demand und Gregor Schneider aus der Sammlung Olbricht aus. Schneider hatte 2001 den Goldenen Löwen der Biennale in Venedig erhalten. Es sei gelungen, Schneider davon zu überzeugen, eine neue Installation für das Bremer Museum zu schaffen, sagte Ahrens. Entstanden sei ein "hoch gespenstischer Raum". In der nur von einzelnen Spots beleuchteten "Black Box" liegen lebensechte Puppen wie tot auf dem Boden. Ihre Köpfe und Oberkörper stecken in Mülltüten.

Vor der Dunkelkammer sind die Arbeiten von Demand zu sehen, der 2005 im New Yorker Museum of Modern Art eine Ausstellung hatte. Es mache Sinn, die Arbeiten Demands mit denen von Schneider zusammenzubringen, betonte Ahrens. Die Werke beider Künstler seien mit Ahnungen, Erinnerungen und Vermutungen verbunden. Zu sehen ist von Demand das Foto eines Flurs. "Er sieht absolut harmlos aus, wie in einem sozialen Wohnungsbau", sagte Friese. Fotografiert hat Demand aber nicht wirklich einen Flur, sondern ein lebensgroßes Pappmodell. Dieses hatte er einem Pressefoto eines Flures nachempfunden. Es war um die Welt gegangen, weil hinter einer der Türen ein Massenmörder sein Unwesen getrieben hatte.

Mit den Neuzugängen sei das Haus innerhalb nur einen halben Jahres "ziemlich verwandelt", betonte Ahrens. Nun sei es erst einmal Zeit, ein wenig zu verschnaufen. (tso/ddp)

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