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Wiesbaden: Nofretetes Exil wird "Museum des Jahres 2007"

Das Museum der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden wird mit dem Preis "Museum des Jahres 2007" geehrt. Das Abbild der Ägypterin Nofrete wurde 1956 erstmals dort ausgestellt, bevor die Büste nach Berlin gebracht wurde.

Es war kurz nach Kriegsende, als die Büste der legendären ägyptischen Königin Nofretete in Watte verpackt Wiesbaden erreichte. "Die Schöne ist gekommen", so ihr Name wörtlich übersetzt, blieb bis 1956 im Museum der hessischen Landeshauptstadt, bevor die Amerikaner sie nach Berlin brachten. Seither eher wenig beachtet von der großen Kunstöffentlichkeit, hat sich das Wiesbadener Haus in den vergangenen Jahren nach Ansicht der Kritiker "zu einem der führenden Museen Deutschlands" entwickelt.

An diesem Sonntag verleiht ihm die deutsche Sektion des internationalen Kunstkritikerverbandes (AICA) den Titel "Museum des Jahres 2007". Besonders die "hervorragenden Ausstellungen" und eine gelungene Sammlungspolitik zeichneten die Wiesbadener aus, heißt es in der Begründung der vierköpfigen Jury. Die Museumsleitung habe es unabhängig von den Trends des Marktes vermocht, die entscheidenden Positionen in der Kunst der Moderne zu veranschaulichen und ihre Verflechtungen darzustellen. Auch die Kataloge und Führungen loben die Experten.

Ein gemeinsames Gebäude an der Rheinstrasse

Frühere Preisträger waren das Museum Quadrat in Bottrop (2006), das Staatliche Museum Schwerin (2005) und das Museum Kurhaus Kleve (2004). Das Museum Wiesbaden blickt auf eine knapp 200-jährige Geschichte zurück. Johann Wolfgang von Goethe höchstpersönlich riet 1814 bei einem Kuraufenthalt zum Bau. Engagierte Bürger und der Frankfurter Sammler Freiherr Johann Isaak von Gerning folgten der Empfehlung und gründeten 1823 das Landesmuseum Nassauischer Altertümer; 1825 folgte die Herzogliche Gemäldesammlung und vier Jahre später das Naturhistorische Museum.

Die drei noch eigenständigen Häuser wurden nach dem ersten Weltkrieg in einem neuen Gebäude an der Rheinstraße zusammengelegt. Von 1933 bis 1945 diente der Komplex zeitweise militärischen Zwecken, bis die Amerikaner hier einen "Central Collecting Point" für Kulturgüter einrichteten - so kam auch die Nofretete nach Wiesbaden. 1973 wurde das Museum Wiesbaden neben Darmstadt und Kassel zu einem der drei hessischen Landesmuseen.

Schwerpunkt liegt auf der zeitgenössischen Kunst

1991 bis 2006 wurde das Museum für rund 30 Millionen Euro grundlegend saniert. Dabei konzipierte Direktor Volker Rattemeyer auch die Ziele der drei Abteilungen neu und legte einen neuen Schwerpunkt auf die zeitgenössische Kunst. Er baute außerdem die Sammlung des in Wiesbaden gestorbenen russischen Expressionisten Alexey Jawlensky aus - sie umfasst mittlerweile 58 Gemälde und 40 weitere Arbeiten. Internationales Echo fand die Ausstellung der US- Künstlerin Eva Hesse im Jahr 2002. Alljährlich vergibt das Museum den Jawlensky-Preis.

Die mit 18.000 Euro dotierte Auszeichnung erhielt zuletzt die Bildhauerin und Aktionskünstlerin Rebecca Horn. Von ihrer Ausstellung steht in Wiesbaden noch die Dauerinstallation "Jupiter im Oktogon", die mit Spiegeln das goldene Kuppelmosaik reflektiert. (mit dpa)

Katia Rathsfeld[dpa]

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