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© Foto. Frédéric Goetz

Ausstellungs-Kurzkritik: Ausgetobt

Vasen, Gläser, Schalen: Was sonst in Schränken und Küchenregalen steht, hat nun das Kunstgewerbemuseum erobert. "Decor-um" zeigt aber Ausnahmen.

Was sonst in Schränken und Küchenregalen steht, hat sich nun das Museum erobert. Brandneue Vasen und Gläser sind in ausgeleuchteten Vitrinen arrangiert. Erst auf den zweiten Blick offenbart sich die berechtigte Ausnahme. Die Gefäße der Ausstellung „Decor-um“ im Kunstgewerbemuseum hat in dieser Form gewiss keiner zu Hause (Kulturforum, bis 22. 11., Di - Fr 10 - 18 Uhr, Sa-So 11 - 18 Uhr). Junge Designer haben traditionelle Glasdekortechniken neu interpretiert und Bekanntes zeitgenössisch gestaltet. Die 600 Prototypen sprühen vor Witz. In die Vasen von Hyun Ju Do sind scheinbar fröhliche Bildwelten graviert: ein Rummel mit Riesenrad, ein Märchenschloss. Doch von Lieblichkeit ist hier keine Spur. Aus der Achterbahn stürzen Menschen, der Schlossturm zerspringt, im Familienhäuschen ersticht ein Mann seine Frau.

Auch Benedict Wanner bricht satirisch mit den Konventionen. Am Fuß seiner Vase hat er „R. I. P.“ eingraviert. Den Blumenstrauß darin wird man mit anderen Augen sehen. Von kreativem Design zeugt auch die Ausstellungsgestaltung. Hölzerne Boxen dienen als Vitrinen, die in verschiedenen Farben gestrichen sind. Grün steht für den Nachwuchs, blau für die arrivierten Designer, in deren Workshops die Jungen sich austobten. Decorum ist Latein und bedeutet „angemessen“ oder „schicklich“. Wie angemessen die Kreationen das traditionelle Handwerk ausloten, kann man in der Schau selbst beurteilen.

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