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Elke Krystufek: Irrlicht

Elke Krystufek in der Galerie Barbara Thumm: Sie hat alle Freiheiten der Welt, um ihre Vorstellungen und Visionen darzustellen, wie es ihr beliebt. Und dass sie diese Freiheit nutzt, macht sie zu einer respektablen Künstlerin der Gegenwart.

Als Lakshmi, die indische Göttin der Schönheit und Anmut, porträtiert sich die Österreicherin Elke Krystufek auf einem ihrer aktuellen Bilder. Und führt den Betrachter damit in die Irre. Denn was oberflächlich leuchtend farbig prunkt und angenehm komponiert ist, birgt dank kontrastierender Textfragmente im Bildgrund völlig Unerwartetes: Informationen über käuflichen Sex auf Haiti ebenso wie Gedanken über Müll, Feminismus und anderes. Es sind Sätze, die zum Teil aus Krystufeks neuer Filmarbeit „A Film Called Wood“ stammen, der nun als Kernstück einer zweigeteilten Ausstellung in den Galerien von Barbara Thumm zu sehen ist.

Auf den ersten Blick ansprechender sind die in der Dircksenstraße gezeigten Bilder: hellfarbige Großformate auf Leinwänden, deren kryptische Titel alles und gar nichts sagen und eigentlich am ehehsten als Gedankensplitter aus der komplexen Ideenwelt der Künstlerin zu begreifen sind. Und dann die kleinen, dunklen Porträts der Schriftstellerinnen Katherine Mansfield und Maguerite Duras sowie der Berliner Skandaltänzerin der zwanziger Jahren, Anita Berber.

Allen Bildern gemeinsam sind die Textmassen, die sich auf den Bildflächen drängen und die einfach alles zu benennen scheinen, mit dem sich Elke Kryztufek auseinandersetzt. So sind selbst die Bilder, in denen sie nicht, wie so oft, sich selbst darstellt und exhibiert, äußerst persönliche und intime Dokumente und damit doch charakteristisch für ihr Werk.

Folgt man anschließend dem rund fünfzigminütigen Film in den Galerieräumen in der Markgrafenstraße, wird man überrascht. Während Krystufeks Acryl- und Tuschebilder, von den englischsprachigen Texten abgesehen, leicht zugänglich sind, wird dem Betrachter des Films einiges abverlangt. Es gibt weder eine durchgängige Geschichte noch eine zusammenhängende Handlung. Vielmehr sind kurze Szenen und Monologe in schneller Folge aneinander geschnitten.

Es sind überwiegend Amateurschauspieler, die in zahlreiche Rollen schlüpfen und oft tiefgründige Sätze sprechen. Statements, wie sie auch in den Bildern zu finden sind, oftmals sogar im Wortlaut. Der Eindruck von Trashkino stellt sich ein, Parallelen zum Experimentalfilm, was nicht zuletzt an der teils zwiespältigen filmischen Qualität liegt. Ohne Sitzfleisch und den Willen, tief in die barocke Themenwelt der Künstlerin vordringen zu wollen, ist dieses Werk schwerlich ein Genuss.

So soll es wohl auch sein. Kryztufek ist niemandem verpflichtet. Sie hat alle Freiheiten der Welt, um ihre Vorstellungen und Visionen darzustellen, wie es ihr beliebt. Und dass sie diese Freiheit nutzt, macht sie zu einer respektablen Künstlerin der Gegenwart. Es ist bedauerlich, dass sie, die vor nicht allzu langer Zeit im Gespräch für eine Professur an der Berliner Universität der Künste war, diese Stelle nicht bekommen hat. Ihre unkonventionelle Art wäre eine Bereicherung für die Studenten gewesen.

Galerie Barbara Thumm, Markgrafenstr. 68 u. Dircksenstr. 41 ; beide bis 26.7. Die Ausstellung in der Dircksenstr. ist anschließend noch bis 1.8. n. V. zu sehen.

Jens Pepper

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