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''Here, there and anywhere'': Was bleibt, wenn was fehlt

Ein Ausstellungsprojekt von 17 Künstlern untersucht das Thema Abwesenheit - und hat dabei reichhaltiges Material gesammelt.

Die vergilbten Polizeibilder aus den zwanziger und dreißiger Jahren zeigen Schauplätze von Verbrechen in New York. Täter und Opfer sind nicht (mehr) anwesend – aber alle haben Spuren hinterlassen: ein umgestoßener Stuhl, ein Hut auf dem Teppich, der Holzflur befleckt. Fabrizio Urettini hat im Rahmen des auf vier Orte im Prenzlauer Berg verteilten Ausstellungsprojekts „Here, there and anywhere – Von Geistern, Hologrammen und anderen Abwesenheiten“ seine Sammlung historischer Kriminalfotografien beigesteuert (bis 21. 9.; Schwedter Str. 262, jeweils Do/Fr 16-!9, Sa/So 14-19 Uhr). Insgesamt 17 Künstler untersuchen das Thema Abwesenheit.

Anwesend und abwesend zugleich ist auch der Protagonist aus Samuel Becketts Stück „Krapp’s Last Tape“. In einer Pförtnerloge hat die Künstlerin Yuki Jungesblut das Theaterset nachgebaut, Tisch, Stuhl und ein Tonband untergebracht (General Public, Schönhauser Allee 167c). Der Besucher begegnet per Video einem alten Mann, der sich auf Tonband Berichte aus seiner Jugend anhört und sie bissig kommentiert. Er tritt so selbst an die Stelle des sich Erinnernden. Kaum wahrnehmbar sind die Spuren auf den roten Filzbespannungen von Ute Lindner. Die 2,80 mal 2,60 Meter großen Wände hingen zuvor in Museen, darauf die ausgestellten Bilder. „Wie eine Langzeitfotografie wurden sie 25 Jahre lang belichtet“, sagt die Initiatorin des Ausstellungsprojekts, das dem Absenten reichhaltiges Material abgewinnt. Denn was sich zunächst als Leerstelle erweist, eröffnet im nächsten Moment vielfältige Möglichkeiten und schafft Platz für Neues.

Abwesenheit? Ohne Anwesenheit nicht denkbar. Patrick Huber hat das Zimmer, das sein Künstlerkollege Stefan Beck bis zu seinem Tod vor drei Jahren bewohnte, aus Pappe und Gips nachgebaut (Meinblau e. V., Pfefferberg, Christinenstr. 18/19). Vor allem die Platten und Bücher darin sprechen Bände über den (abwesenden) Menschen. Julia Kranz

Julia Kranz

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