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Christo

© ddp

Kunstschau: Ein Würfel für Christo

Die Verpackungskünstler Christo und Jeanne-Claude bekommen ein Museum auf Zeit. Die Stadt Freudenberg widmet dem Paar eine Ausstellung. Der kleine Ort erwartet Kunstfreunde aus ganz Europa.

Für die Ausstellung hat sich die Stadt Freudenberg im Siegerland etwas Besonderes einfallen lassen. Auf dem Marktplatz wird eigens ein dreigeschossiger Würfel aus 36 Modulen errichtet, wenn die beiden ebenso viel beachteten wie kontrovers diskutierten Kreativen dort im Frühjahr ihre Arbeiten ausstellen. Nach den bisherigen Planungen sollen in diesem Museum auf Zeit ab 8. März etwa 130 Exponate einen Querschnitt über das Lebenswerk von Christo und Jeanne-Claude liefern. Das Paar ist in der deutschen Öffentlichkeit vor allem durch die Verhüllung des Reichstages im Jahr 1995 bekannt.

Für den 20.000-Einwohner-Ort ist es die größte Ausstellung seiner Geschichte, erwartet werden Kunstfreunde aus ganz Europa. Möglich wurde das Projekt durch den in Freudenberg lebenden Künstler Dieter Siebel: "Wenn ich im Bereich der Kunstwelt etwas sehe, was mich interessiert, dann frage ich mich immer: 'Warum kann man das nicht auch in Freudenberg machen'", sagt er.

So konnte Siebel bereits Ausstellungen mit Lithographien von Günter Grass und Armin Mueller-Stahl in seinen Wohnort holen. Die Christo-Schau spiele allerdings in einer eigenen Liga, räumt der Holzbrandmaler ein: "Aber ich liebe gesunden Stress, und in mir brennt das Feuer für diese Geschichte." Über Bekannte entstand der Kontakt zum deutschen Verlag von Christo, und dort zeigte man sich für die Ausstellung in der Kleinstadt aufgeschlossen. Auch als Siebel im heimischen Freudenberg im Rathaus, dem Kunstverein und bei der Sparkasse vorsprach, gab es rasch grünes Licht.

Freiwillige Helfer unterstützen das Projekt

"In kleinen Städten gehen Dinge mitunter unbürokratischer als in den Metropolen", findet Siebel, der auch auf den Enthusiasmus von freiwilligen Helfern zählen kann. Denn die bis 4. Mai geplante Schau muss bewacht und betreut werden - ohne dass dies allzu viel kosten darf. Bislang haben sich bereits 56 Freudenberger gefunden, die ehrenamtlich jeweils vier Stunden die Ausstellung beaufsichtigen wollen. Weitere Einwohner werden derzeit von Siebel so geschult, dass sie Führungen leiten können.

Zuvor wird aber auf dem Freudenberger Marktplatz der Ausstellungscontainer, "derCube", errichtet. Ein "ZeitRaum", wie Siebel es nennt. Er soll am 23. Februar aufgebaut und anschließend ausgestattet werden. Signierte Zeichnungen, Druckgrafiken, Collagen, Miniaturmodelle und übermalte Fotografien werden darin gezeigt, Arbeiten, die in dieser Form erstmals in Deutschland zu sehen sind.

Ausblicke auf neue Projekte

Der Würfel bietet eine Gesamtfläche von rund 400 Quadratmetern. Nach dem Ende der Schau wird er abgebaut und weiter verwendet, zum Beispiel als Unterkunft oder Pausenraum für Bauarbeiter. Das entspreche durchaus dem Ansinnen von Christo und Jeanne-Claude, weil auch viele ihrer Arbeiten nur auf eine begrenzte Zeit angelegt seien, erläutert der örtliche Kunstverein das Konzept.

Der Gesamtwert der Ausstellung beträgt rund 1,2 Millionen Euro. Die Einzelstücke sollen zwischen 350 und 100.000 Euro kosten und können während der Ausstellung käuflich erworben werden. Christo und Jeanne-Claude werden allerdings nicht persönlich nach Freudenberg kommen. Aus Zeitmangel, wie es hieß. Dafür gewährt die Ausstellung schon Ausblicke auf Kunstprojekte, die das Paar erst im Jahr 2011 realisieren will.

Offen ist "derCube" jeweils mittwochs bis sonntags von 10 bis 18 Uhr. Die Eintrittspreise liegen bei fünf Euro für Einzelpersonen und zehn Euro für Familien.

Markus Peters[ddp]

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