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Mensch und Natur: Ästhetik mit Muscheln

Das Berliner Künstlerpaar Awst & Walther zeigt die Ausstellung „Be Water II“ im Georg Kolbe Museum

Die Ausstellung von Awst & Walther hat einen Satelliten. „Be Water I“ erhebt sich als Wandskulptur in der Rosa-Luxemburg-Straße 43 zwischen zwei Plattenbauten aus DDR-Zeiten und schmückt eine Scheinfassade mit zahllosen Miesmuschelschalen. Das sieht ziemlich ästhetisch aus, hat aber auch eine kritische Komponente: Miesmuscheln werden industriell gezüchtet, ein natürliches Erzeugnis der Meere sind sie längst nicht mehr. Die vom Künstlerpaar verwendeten Schalen gehören zu den Abfällen der Massenproduktion im Menai Strait: Der Kanal an der Nordküste von Wales fungiert als eine Art Unterwasserfabrik.

Fragiles Gleichgewicht der Interessen

Im zweiten Teil der Schau im Georg Kolbe Museum ist davon erst einmal nichts zu sehen. „Be Water II“ zeigt unter anderem die Videoarbeit „Wild Shore“ (2017) – eine Reise über den Kanal aus der Drohnenperspektive mit endlos Sand und Meer. Nahezu unberührt scheint diese Natur, selbst unter der Wasseroberfläche wirkt sie wie ein gepflegtes Aquarium. Die monumentale Skulptur „Sea Defence“ im Hauptraum des Museums bringt einen dann auf die Spur. Der Wellenbrecher, der für die Arbeit als Vorbild diente, besteht statt aus robustem Beton aus durchlässigem Rundstahl. Seine Größe hilft ihm nicht, selbst der kleinste Sturm würde einfach hindurch rollen und die Küsten zerstören. Die bittere Erkenntnis: Eigentlich setzt er dort fort, was der Mensch ohnehin bereits tut. Sein Versuch, die Naturgewalten zu regulieren, kollidiert mit den eigenen Eingriffen im Anthropozän. Die Arbeiten von Awst & Walther symbolisieren diesen Widerspruch und sind gleichermaßen eindringliche Bilder für das fragile Gleichgewicht der Interessen.
Georg Kolbe Museum, Sensburger Allee 25, Charlottenburg, bis Do 12.11., tgl. 10-18 Uhr, 7/5 €

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