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© ddp

Neue Nationalgalerie: Erst stehen, dann sehen

Großer Andrang bei den Sonderausstellungen der Neuen Nationalgalerie Doch Vorab-Karten gibt es nur im Internet – das schreckt einige Besucher ab

Von den beiden Sonderausstellungen in der Neuen Nationalgalerie schwärmt Arne Kollwitz. „Noch nie habe ich in so viele fröhliche Gesichter gesehen wie jetzt bei Jeff Koons“, sagt der Enkel von Käthe Kollwitz. Als Herr von 78 Jahren sei er von den Gemälden Paul Klees sogar noch mehr angetan. Das gilt allerdings nicht für den Service, den das Museum älteren Kunstfreunden bietet. Über Silvester bekommt Arne Kollwitz nämlich Besuch von seinen beiden Schwestern aus Köln. Den 85-jährigen Zwillingen will er die Werke von Klee und Koons zeigen. Zugleich möchte er ihnen auch langes Schlangestehen ersparen – doch das wurde schwieriger als gedacht.

Denn Kollwitz rief beim Museum an und erfuhr, dass man Karten nur an der Tageskasse bekäme. Vorab gebe es lediglich so genannte First-In-Tickets für 32 Euro. Diese Karten berechtigen an bestimmten Tagen bereits um 9 Uhr oder 9.30 Uhr zum Eintritt – also bevor das Haus öffnet. Sowohl den erhöhten Preis als auch den Zwang zur zeitlichen Festlegung hätte Kollwitz in Kauf genommen. Dann habe man ihm aber noch gesagt, dass er diese Karten lediglich via Internet bestellen könne. „Ich habe aber keinen Zugang“, sagt Kollwitz. „Bei der MoMA-Ausstellung war das alles viel besser organisiert.“ Vor vier Jahren habe es vor dem Museum einen Pavillon für besondere Tickets gegeben, erinnert sich der Mediziner aus Schlachtensee. Senioren hätten es viel einfacher gehabt als heute.

Lutz Driever vom Verein der Freunde der Nationalgalerie, der die Doppelausstellung organisiert, räumt eine Kommunikationspanne ein. Offenbar habe man am Servicetelefon versäumt, Kollwitz auf eine zweite Möglichkeit des First-In-Ticket-Erwerbs aufmerksam zu machen. Die Karten seien außer über Internet nämlich direkt an den Verkaufskassen einer Partneragentur erhältlich, die es in diversen Hotels gebe – beispielsweise im Adlon. Telefonische Kartenbestellung könne der Verein jedoch nicht anbieten, weil dafür Mitarbeiter fehlten.

Kunstsinnige Senioren müssten sich ansonsten von der Angst vor langen Warteschlangen die Vorfreude auf die Ausstellung nicht trüben lassen, sagt Driever. Während der Woche gebe es meist überhaupt keine Wartezeiten. Lediglich am Wochenende – insbesondere nachmittags – müsse man damit rechnen.

Diese Antwort kann Arne Kollwitz jedoch nicht wirklich trösten. Nach nochmaligem Überlegen hat er sich mittlerweile wegen des Preises doch gegen das First-In-Ticket entschieden – will den Besuch gemeinsam mit den Schwestern vielleicht noch auf gut Glück versuchen. „Aber in Berlin gibt es schließlich auch noch viele andere schöne Ausstellungen“, sagt er.

Auf den zu erwartenden Besucheransturm zwischen den Jahren reagieren die Freunde der Nationalgalerie indes mit erweiterten Öffnungszeiten. Zwischen Weihnachten und dem 4. Januar ist die Ausstellung in der Regel von 10 bis 20 Uhr zu sehen. Geschlossen bleibt das Haus an Heiligabend und wie üblich an Montagen. Dafür ist es am 25. Dezember bis 22 Uhr geöffnet. An Silvester hat das Museum von 10 bis 14 Uhr, an Neujahr von 14 bis 20 Uhr geöffnet. Seit dem 31. Oktober besuchten bereits 100 000 Menschen die Doppelausstellung. Bis zum 8. Februar ist sie noch zu sehen.

Weiteres im Internet unter: www.neue-nationalgalerie.de oder telefonisch: 266 29 51.

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