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62 Jahr’, langes Haar. Robert Plant beim Konzert in Berlin. Foto: Britta Pedersen, dpa

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Kultur: Band der Freude

Ein Rockstar wird leiser: Robert Plant in der Zitadelle Spandau

Der Sommer ist zurück, als hätte er sich erbarmt für einen Tag, für dieses Konzert auf der Spandauer Zitadelle. Sonne und blauer Himmel für tausende angegraut langmähniger Männer in extraweiten Led-Zeppelin-T-Shirts, die sich freuen auf ihren alten Helden Robert Plant.

Der fast 63-jährige Sänger, der mit langen Lockenhaaren, Knebelbart und verwitterten Gesichtszügen inzwischen, passend zum mittelalterlichen Veranstaltungsort, wie ein zerknitterter Ritterdarsteller wirkt, wirft kurz das Mikrofonstativ in die Luft, kreischt „Hey!“, und erinnert so an seine großen Zeiten, als er in den siebziger Jahren mit Led Zeppelin Furore gemacht hat. Amüsiert grinst er in die tosende Menge, denn eigentlich will er schon lange nichts mehr zu tun haben mit dem Ruhm vergangener Zeiten, will nicht den Rest seines Lebens als Led-Zeppelin-Wiedergänger vertrocknen und auf Ewigkeiten „Stairway To Heaven“ spielen müssen.

Längst hat sich Plant von seiner Vergangenheit befreit, hat in den letzten Jahren mit wechselnden Mitstreitern immer wieder neue musikalische Ideen entwickelt, überraschende Einflüsse integriert – von afrikanischen Wüstensounds bis zu den Wurzeln des amerikanischen Folks – und exquisite Alben aufgenommen. Unter anderem gemeinsam mit Alison Krauss das vorzügliche Grammy-Gewinner-Album von 2007 „Raising Sand“ und zuletzt „Band Of Joy“, eine der herausragenden Rockplatten des letzten Jahres.

Diese Band Of Joy nun auf der Bühne zu erleben, ist in der Tat eine Freude. Marco Giovino am kleinen Schlagzeug und Byron House, wechselnd zwischen Bassgitarren und Kontrabass, bilden die feste Rhythmus-Basis für eine feine Mischung aus ruhigen akustischen Folk- und kräftigen Rockklängen. Singer/Songwriter Darrell Scott verfeinert abwechselnd mit diversen Gitarren, Pedal Steel, Mandoline, Bouzouki und Gesang. Buddy Miller, der gerade selber das exquisite Album „Buddy Miller’s Majestic Silver Strings“ veröffentlicht hat, sumpft oder twängt in den tiefen Lagen einer Danelectro-Bariton-Gitarre, produziert Schwirr-Sounds mit wehendem Wah-Wah, zieht Country-Soli in gewaltige Schräglagen, um sie dann wieder gerade zu rocken.

Gut, dass Miller diese sehr individuellen Ausdrucksmöglichkeiten an die Seite von Plants Stimme setzen kann, dass er es nicht nötig hat, den Versuch zu unternehmen, den ehemaligen Led-Zep-Gitarren-Heroen Jimmy Page nachzuahmen. So verleiht er den erstaunlich vielen Zeppelin-Songs im Programm einen völlig neuen, überraschenden Charakter. Woran natürlich Plants immer noch vorzüglicher Gesang mit dem berühmten Phrasing den größten Anteil hat, dunkler klingend nun, nicht mehr so ins eitel Überdrehte, hysterisch Kreischende aufflatternd. Die hohen Lagen diverser Duette und der tollen gospeligen Backgroundchöre überlässt er der wunderbaren Singer/Songwriterin Patty Griffin. Robert Plant und seine Band Of Joy sind ein großes Vergnügen. H.P. Daniels

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